09.10.2017
Hängematten

Zu heiß war dieser Sommertag. Ich bummelte durch die Landesgartenschau in Apolda. Liebevoll die Verbindung zwischen Ausstellung und den Besonderheiten der Stadt. Hübsche Strickblüten als roter Faden. Dicke Apfel-Wegweiser. Kreative Anlagen.
Nur: Ich kann das alles gar nicht recht genießen.
Die vielen Menschen, ich kann kaum treten, muss ewig warten auf meinen Milchkaffee! Die Affenhitze, irgendwie unheimlich, wo es bei uns doch nur Affen im Zoo gibt! Und auch die Nachrichten der letzten Tage, von Terroranschlägen und Abgasskandalen und Machtspielen und Naturkatastrophen.
Dazu die Bemerkung einer Frau, die ihren Enkel am Klimapavillon vorbeischiebt: Themen wie Müllvermeidung, und Verschwendung fände sie langweilig.
Das alles zusammen macht müde irgendwie. Ich suche einen Platz im Schatten und finde ein paar Waldbäume mit Hängematten. Eine ist frei und ich mustere sie kritisch, ob sie wohl Menschen mit zentnerschweren Gedanken ertragen kann…
Aber schon liege ich drin und ich liege schön still, warte ab, was passiert mit mir und mit meiner Last auch. Hoch oben Himmels-Blau. Und grüne Baumkronen, die den Kopf schütteln über mir. Dann Glocken-Klang überraschend nah. Und dann wird sie doch leichter, meine Last, immer leichter. Gramm für Gramm fällt es ab, dieses Sorgen-Gewicht. Weil - da ist ja noch wer oder was über mir, über uns, was uns trägt und in großen Händen hält wunderbar.

Eine gute und unbeschwerte Nacht
wünscht Angela Fuhrmann,
evangelische Pfarrerin in Gotha


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