12.09.2018
Hallo Gott

Der kleiner Junge im Laden um die Ecke. In der Schlange an der Kasse steht er vor mir. An der Hand seiner Mutter. Seine Hosen haben Löcher. An all den Orten, wo kleine Jungs eben Löcher haben müssen. Er windet sich an der Hand seiner Mutter. Dann dreht er sich um. Die Freude steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er ruft so laut er kann: Hallo, Gott!

Und er meint mich. Jetzt drehen sich alle zu mir um. Gott steht an der Kasse im Supermarkt. Untenrum Flip-Flops, obenrum die Haare noch nicht gekämmt. Ich wollte nur schnell eine Milch holen.

Jetzt macht es bei mir klick. Ich kenne den Jungen von einer Freizeit im letzten Jahr. Mit Gott und Kirche hat der Junge und seine Familie nichts am Hut. Umso mehr hat mich beeindruckt, wie neugierig der kleine Junge war. Er staunte über die Lieder, Sprach die Gebet einfach mit. Er war dankbar über das kurze Abendgebet an seinem Bett.

Jetzt steht Gott an der Kasse im Supermarkt – in Flipflop und wuscheligen Haaren. Der kleine Junge strahlt und freut sich mich zu sehen. Noch einmal ruft er: Hallo, Gott! Mir geht der Puls. Die Jacke ist mir zu groß. Ich möchte gern alles erklären. Das ist mir unangenehm.

Und dann denke ich: Warum nicht? Etwas von Gott in ist in mir. Und er hat Gott so kennengelernt. Komisch, nicht?

Ich winke schüchtern. Und er winkt fröhlich zurück. Blinzelt da Gott aus seinen Augen?

Fragt sich Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch aus Weimar.


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