17.02.2017
Helfen

Am Abend am Erfurter Bahnhof. Gerade bin ich mit dem Zug angekommen und gehe zur Straßenbahn. Hier ist es lauter als sonst. Zwei Jugendliche sind aneinander geraten. Und brüllen sich an. „Dann schlag doch zu!“ ruft der eine. Wie Kampfhähne gehen sie aufeinander los. Mir wird mulmig, halte Abstand. Dankenswerterweise fährt eh gleich meine Bahn.
Gleichzeitig weiß ich: Einfach weggucken geht nicht. So gehe ich zum Informationsschalter. „Können Sie bitte den Sicherheitsdienst rufen? Dort vorne gehen zwei Jugendliche aufeinander los. Das gibt gleich ´ne Schlägerei.“ Die Frau am Schalter versteht sofort und telefoniert. Als ich zur Haltestelle zurückkomme, ist es längst handgreiflich geworden. Und rums. Der Schlag saß. Mich packt die Angst.
Die Haltestelle ist voller Menschen. Einige schauen zu, andere schauen weg. Neben mir steht ein junger Mann. Wir stimmen uns ab, dass man etwas was tun muss. Inzwischen fährt meine Bahn ein, doch ich bleibe. Ich habe Angst, ja. Aber die andern auch. Oh Gott, jemand muss etwas tun. Ich muss was tun.
Da rufe ich laut, dass es jeder hören kann: „Ich habe den Sicherheitsdienst gerufen. Der muss jeden Augenblick da sein.“ Schnell wie der Blitz rennen die Streithähne weg. Der Kampf ist zu Ende.
Ich steige in die nächste Bahn und komme langsam zur Ruhe. Ja, ich hatte Angst. Und trotzdem: Hilfe rufen geht immer. Das habe ich oft genug in der Bibel gelesen, dass auch die Schwachen, auch die Ängstlichen etwas bewirken können. „Es kann leicht geschehen, dass wenige ein großes Heer überwinden, denn es ist dem Himmel nicht schwer, durch viele oder wenige zu helfen.“
Dass Ihnen immer geholfen wird, wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Schüfer, evangelisch und aus Erfurt.


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