01.03.2023
Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst

„Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst und das ist ...“
Der kleine Junge grinst durch seine Zahnlücke.
Die Augen flitzen durch den Kirchenraum.
„Blau!“
Jetzt lässt er die Großen zappeln.*
„Der Himmel hinter den Fenstern?“
„Das Blau des Mantels auf dem Gemälde?“
Einem nach dem anderen antwortet er: „Nö“.
Er freut sich diebisch,
dass die Großen ihm nicht auf die Schliche kommen.
Ja, wir Großen können vieles oft nicht sehen.
Es ist wie in dem Abendlied vom Mond:

„Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsere Augen sie nicht sehn.“

Der Zahnlücken-Junge freut sich dran.
Ich weiß, dass das schwierig ist, nur halb zu sehen.
Meine Augen täuschen mich.
Die Dinge scheinen anders als sie sind.
So vieles entgeht meinen Blicken.
Der Glaube kann helfen, meinen Blick zu verändern.
Neu und anders zu sehen.
Ein Geschenk des Himmels.

Und wo ist nun das blau?
Der kleine Junge zeigt auf ein Tuch am Altar.
Darauf sind drei blaue Wellen gestickt – gleich unterm Kreuz.
So blau wie der Himmel,
den ich jetzt sehe.

Eine gute Nacht wünscht Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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