24.12.2018
Ich steh an deiner Krippen hier

Da steht sie in dieser Nacht unter dem Lichterbaum. Meine alte Krippe. Selbst getöpfert aus ziegelrotem Ton. 25 Jahre alt. Behutsam habe ich die Figuren auch in diesem Jahr aus ihrer dicken Verpackung herausgeholt: die kleine Maria und der viel zu große Josef – drei Hirten – drei Könige – das Jesuskind auf einem Strohbettchen – der Engel – drei Schafe – Ochs und Esel, zwei Kerzenleuchter. Manche Jahre standen sie neben all dem anderen Schmuck. Neben Pyramide und Engelschar und der Kurrende. In diesem Jahr ist es anders.

In diesen unruhigen und unübersichtlichen Zeiten brauche ich es einfach. Will ich mich konzentrieren. Weniger statt viel und dadurch mehr sehen. Spüren, was diese alte Geschichte in mir bewegt. Gott in diesem Kind einlassen in meine Wohnung, mein Zuhause. Meine alte Krippe ist genug.

„Ich steh an deiner Krippen hier, O Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.“ So hat es Paul Gerhardt gedichtet.

Und so stehe ich da. Ich habe weder Gold, noch Weihrauch noch Myrrhe, wie die Könige. Eher komme ich wie die Hirten mit leeren Händen. Bringe, wie sie, mich mit. So wie ich bin. Mit allem, was ich so mit mir herumschleppe – meine Sorge um den Frieden in der Welt, meine Ängste, dass wir Menschen diese Erde kaputt machen, meinen Wunsch um Trost für die Familie der Kollegin, die so plötzlich gestorben ist. Die Hoffnung, dass mein Leben erfüllt und glücklich sei und auch das meiner Kinder.

Das bringe ich zur Krippe. Bitte, dass Gott in diesem Kind bei uns bleibt an allen Tagen und durch alle Nächte, die kommen.

Fröhliche Weihnachten wünscht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.

 


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