07.08.2017
In Gottes Händen

Martha ist 85 Jahre alt. Jeden Abend legt sie sich in Gottes Hände. Es ist ein kleines Ritual. Sie macht sich bereit, sie öffnet sich für Gott, sie legt ihm alles ans Herz.

Im Alltag geht längst nicht mehr alles so schnell wie früher. Als sie jung war, ist sie früh oft losgestürmt. Schlüssel, Portemonnaie, Jacke. Und los gings. Heute braucht sie Geduld. Manchmal sucht der Arm dreimal den Ärmel bis er drin ist. Und ohne ihren Rollator geht gar nichts mehr. Aber sie lässt es sich nehmen, macht sich immer wieder auf den Weg, ob in der Woche oder am Sonntag zum Gottesdienst. Langsam. Dass viele an ihr mit schnellen Schritten vorbeilaufen, bringt sie nicht aus der Ruhe.

Der Glaube gibt ihr Kraft. Jeden Sonntag tankt sie den auf im Gottesdienst, singt die Lieder mit, lauscht den Orgelklängen, dem Chorgesang. Wenn alle zusammen das Vater unser beten, spürt sie, wie die alten Worte sie umhüllen. „...dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib und uns. Vergib uns unsere Schuld ... denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Amen.

Jeden Abend betet sie es erneut. Bitte für Bitte.

Es ist das Gebet, das alle Christen miteinander verbindet. Von Jesus selbst sind diese Worte. Da hinein legt sie auch das, wofür sie keine Worte findet: den Dank für ein langes erfülltes Leben, und die Bitte, dass Gott gibt, was sie zum Leben braucht.

Dass auch sie sich in Gottes Hände legen können, wünscht in dieser Nacht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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