24.07.2023
Kai fährt LKW und philosophiert

Kai ist LKW-Fahrer. Er transportiert Wein quer durch Deutschland. Im Radio hört er dabei die „kirchlichen Ansagen“, damit meint er Beiträge wie diesen hier. Kai hört die meistens gern. „Da denkt man beim Fahren mal an was anderes“, hat er gesagt – und damit schlicht auf den Punkt gebracht, was Religion eigentlich soll. Und will. Nämlich: uns unterbrechen. Bei Kai sieht der Tag gleichmäßiger aus als bei den meisten Leuten, die sowieso ständig wechseln zwischen den Welten: vom Kindergarten zur Schule zur Arbeit und wieder zurück, dann mit den Kindern zum Training und zum Musikunterricht, zuhause am Küchentisch Hausaufgaben, Abendessen, Waschmaschine, bevor man ins Bett fällt. Kai sitzt in dieser ganzen Zeit auf ein- und demselben Platz und geht nur die paar Meter vom Parkplatz zum öffentlichen Toilettenhaus. Aber dafür fliegt beim Fahren die Landschaft an ihm vorbei und seine Gedanken fliegen mit. Nur manchmal eben auch im Kreis, immer wieder zu denselben Warums und Hoffentlichs. Dann ist Kai froh über die Unterbrechung aus dem Radio. Die stoppt seine kreiselnden Gedanken. Und bringt neue dazu: „Was, wenn alles ganz anders ist? Anders als ich gedacht hatte oder mir wünsche, anders als ich für richtig halte?“. Kai atmet auf. Er richtet sich neu aus. „Sei weise und richte dein Herz auf den rechten Weg“, rät die Bibel. Spannend – aber wie geht das? Gewohntes ab und zu unterbrechen. Anhalten, durchatmen, anderen zuhören, leise abwägen. Sehen, ob man den richtigen Weg gefunden hat.

Dass wir uns trauen immer wieder umzudenken, das wünscht sich und Ihnen, Milina Reichardt-Hahn, Pfarrerin in Fambach


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