11.04.2022
Karwoche

Gestern war Mirjam am Stadttor gewesen.
Menschenmassen hatten ihm zugejubelt.
Alle waren Sie aus ihren Häusern gekommen, um ihn zusehen.
Seit Tagen waren die Gerüchte von Haus zu Haus gegangen.
Er würde in die Stadt kommen. Jesus!
Die Menschen erzählten sich Geschichten von ihm:
Wie er vom Reich Gottes erzählte.
Wie er den Menschen die Augen öffnete.
Es hieß, er habe sogar Kranke geheilt.

Auch Mirjam hatte ihre Hoffnungen an ihn gehängt.
Die Hoffnung auf eine neue Zeit,
ein Ende von Armut, Leiden und Krieg.
Wie oft hatte Mirjam davon schon geträumt.

Als er gestern schließlich nach Jerusalem kam,
war die ganze Stadt auf den Beinen.
Alle jubelten ihm zu:
Hosianna! Gelobt sei der da kommt, im Namen des Herrn.
Mirjam hatte sich verwundert die Augen gerieben.
Jesus kam ganz anders, als erwartet.
Sie hatte sich das irgendwie größer vorgestellt.
Triumphaler, machtvoller.

Und er? Jesus kam auf einem Esel geritten.
Das musste sie erst einmal verarbeiten.
Und heute morgen war die Welt noch immer die gleiche wie gestern.
Es war merkwürdig ruhig heute morgen.
Die Welt hatte er nicht aus den Angeln gehoben.

Mirjam war enttäuscht wie viele andere auch.
Da braute sich etwas zusammen.
Die Hoffnung verwandelte sich in Zweifel,
aus Zweifeln wurden Angst und Wut.
Wieder so einer, der unsere Hoffnungen enttäuscht?

Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt liegen in der Karwoche nur wenige Tage.
Und am Ostermorgen wird sich Mirjam verwundert die Augen reiben.
Die Geschichte mit Jesus geht weiter.
Aber ganz anders als sie das dachte.

Eine gute Nacht und eine besinnliche Karwoche wünscht Pfarrer Ramón Seliger,
evangelisch und aus Weimar


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