09.08.2018
Kreuz-Zeichen

Am Bodensee sieht man sie öfter mal. Neben Wanderweg-Hinweisschildern, an der Straße, an Wald-und Wiesenwegen, am Rande eines Feldes – Wegkreuze.

Kreuze aller Größen und aller Arten: Aus Stein oder Holz, mit und ohne Jesus, aufwändig geschnitzt oder eher schlicht. Mit gereimten, frommen Sprüchen oder ohne jede Erklärung, mit Kunstblumen-Schmuck oder frischen Garten-Blumen.

Ich mag solche Kreuz-Zeichen. Sie erzählen alte Lebensgeschichten von denen, die sie mal errichtet haben. Und sie zeigen in die Weite und in die Höhe. Sie zeigen, es gibt mehr als das, was mich gerade beschäftigt. Es gibt noch den Menschen rechts und links neben mir. Und es gibt noch Jemanden über mir und allen anderen.

Als ich an einem Urlaubstag mit dem Fahrrad einen Waldweg herunter sause, sehe ich zuerst gar nicht das Wegkreuz. Sondern nur den Mann, der auf dem Weg steht und mit erhobenen Armen gestikuliert. Ich vermute aus der Entfernung, er will jemandem beim Ein-oder Ausparken helfen.

Erst dann sehe ich: Da ist kein Auto, sondern so ein Kreuz, vor dem er offensichtlich betet. Der Mann beachtet mich nicht. Er wirft sich jetzt auf die Knie und betet weiter. Sein Rad liegt im Gras. Er ist allein.

Oder auch nicht – denn da ist ja noch jemand über uns, bei dem er seine Sorgen abwirft.

Ich verstehe nichts und fahre nachdenklich weiter. Der Mann braucht mich nicht. Er braucht jetzt diesen Anderen, der ihn besser versteht.

Schlafen Sie gut und hoffentlich ohne Sorgen!

Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha


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