25.01.2019
Lasst uns reden

Es tut sich was in unserem Land. Menschen beginnen zu erzählen von früher.

So wie Frieda. Die hat lange geschwiegen. Arbeitslos war sie geworden bald nach ´89. Von der neuen Freiheit konnte sie sich wenig kaufen. Ihr Leben passte nicht so recht zur offiziellen Geschichte.

Ihr Leben wurde nach `89 vom Kopf auf die Füße gestellt. Die Lehre war bald nichts mehr wert. Die Wismut – der Betrieb, der einmal ihr Leben war, wurde bald dicht gemacht. In den 90er Jahren folgten Arbeitslosigkeit und eine ABM-Maßnahme auf die nächste. Am Ende konnte sie kaum mehr in den Spiegel schauen. Die einst so stolze Werkzeugmacherin. Auch das war eine Realität im Osten. Friedas Realität.

Darüber konnte sie lange nicht sprechen. Wollte ja auch keiner so recht hören. Jetzt tut sich was in unserem Land. Menschen wie Frieda beginnen zu erzählen. Vom Leben und von all den Hoffnungen und Träumen, die da geplatzt sind. Und da ist Wut. Die muss irgendwohin hin. Aber Wut trägt selten gute Früchte. Auch Frieda macht jetzt andere zu Sündenböcken: Ausländer, Flüchtlinge und alle, die irgendwie anders sind.

Hier liegt eine klare Grenze! Und eine klare Aufgabe für uns alle: Hören wir einander zu. Lassen wir andere Erfahrungen gelten. Aber markieren wir auch die roten Linien.

Streiten wir hart aber friedlich darüber, wie wir in diesem Land zusammenleben wollen. Warum nicht auch in unseren Kirchen?

die waren vor 30 Jahren schon einmal der Ort,

von dem eine Veränderung ausging.

Einen kritische Debatte und ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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