15.09.2020
Leben retten

Über 200 Menschenleben gerettet in nicht einmal 48 Stunden.
Was im ersten Moment nach einem Wunder, nach einer Erfolgsmeldung klingt,
das sorgt bei genauerem Hinsehen für heiße Diskussionen.
Ist für manche ein handfester Skandal.

Die Rede ist von der SeaWatch 4 – dem Seenotrettungsschiff,
das mit Unterstützung der Evangelischen Kirche Menschenleben im Mittelmeer rettet.
Allein über 200 Menschen in nicht einmal 48 Stunden.
Das gefällt nicht jedem in seiner gemütlichen deutschen Sofalandschaft.
Die Kirche kommt ins Gerede.
Wut bricht sich Bahn.
Kirchenmitgliedschaften werden gekündigt –
Weil Menschenleben gerettet werden.
Männer, Frauen, Kinder.
Das ist der eigentliche Skandal.
Während die Politik und die Menschlichkeit an Europas Grenzen versagen,
richtet sich die Wut ausgerechnet gegen die, die Menschenleben retten.

Nein, wir werden damit als Kirche allein die Welt nicht retten.
Nein, wir werden auch nicht die Fluchtursachen bekämpfen
Und nein, ein Seenotrettungsschiff ist sicher nicht die Hauptaufgabe der Kirche.

Aber es ist unsere Pflicht zu helfen, wo Menschen in Not sind.
Ganz praktisch.
Und manchmal eben auch als Kirche mit einem Boot im Mittelmeer.
So lange, bis jemand eine bessere Idee hat,
die keine Menschenleben fordert.

Und manchmal ist es einfach wichtig, ein Zeichen zu setzen.
Das können wir übrigens alle.
Wir können spenden.
Und bei Gelegenheit einmal nachfragen,
was eigentlich falsch daran ist,
Menschen aus Lebensnot zu retten.

Findet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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