09.03.2020
Manchmal ist soviel Schönheit in der Welt

Ich schaue mir gerne Filme an. Weil sie mich in andere Welten entführen können und Ideen geben für meine eigene. Szenen oder Dialoge, die mich berühren, bleiben mir manchmal jahrelang im Gedächtnis.

In einer solchen Szene – in einem 20 Jahre alten Film – spielt die Hauptrolle eine Plastiktüte, die der Wind hin und her treibt. Zu wehmütiger Musik hebt sie sich in die Luft, dreht sich, fällt, gleitet zwischen Laub auf dem Boden, der Wind drückt sie gegen eine Mauer – einmal, zweimal bis sie mit der nächsten Böe wieder nach oben schwebt. 15 Minuten lang tanzt die Tüte so mit einem Jungen, der sie mit seiner Kamera aufnimmt. Er sagt: „In dem Moment habe ich gemerkt, dass eine ganze Welt hinter den Dingen steckt. Da war diese unglaublich wohlwollende Kraft, die mich wissen lassen wollte, dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben – niemals.“ Die Plastiktüte weht mal hierhin, mal dorthin, aber immer wird sie getragen. Genauso ist es mit seinem Leben, merkt der Junge.

Von Gott wird in der Bibel einmal erzählt, dass er sich jemandem im stillen Windsausen zeigt – und nicht im Orkan, im Erdbeben und im Feuer.

Den Jungen im Film berührt seine Begegnung auch deshalb, weil sie so sanft ist. „Manchmal ist soviel Schönheit in der Welt“, sagt er.

Ich wünsche Ihnen solche schönen, sanften Momente, in denen die Welt hinter den Dingen hervorscheint und Sie merken, dass sie getragen sind – am Tag und auch bei Nacht. Schlafen Sie gut! Milina Reichardt-Hahn, evangelisch und Pfarrerin in Fambach.

 

 


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