28.07.2023
Melanie will den Druck loswerden

Melanie ist nicht mehr glücklich an ihrer Arbeitsstelle. Sie arbeitet im Verkauf, wo es ständig Anweisungen gibt, bis wann welcher Umsatz zu machen ist. „Es geht nur noch um Zahlen“, sagt sie. Dabei sind Menschen ihr wichtiger. Sich unterhalten mit ihnen, herausfinden, was sie mögen und schauen, was zu ihnen passt – das ist für sie der schönste Teil ihrer Arbeit. Wenn Melanie aber zwischendurch denkt: „Jetzt muss ich schnell was verkaufen, sonst war alles vergeudete Zeit“, dann ist sie nicht mehr frei. Freier fühlt sie sich in der Kirche, sagt sie. Darüber staune ich. Weil ich als Pfarrerin auch so viel unter Zeitdruck stehe. Aber Melanie spürt noch was anderes: Sie mag die Stimmung in der Kirche, wenn ein Fest vorbereitet wird und einer für den anderen einen lockeren Spruch übrig hat. Oder wenn sich aus einer Begegnung mit Fremden plötzlich ein tiefes Gespräch ergibt. „Das ist so ungezwungen“, sagt Melanie. „Dadurch bin ich ein anderer Mensch.“ Wow! Die Uhren dürfen – und sollen! – in der Kirche also anders gehen als sonst in der Welt. Weil sie zugunsten der Menschen ticken. Das macht frei, wenn man Zeit nicht nur miteinander verbringt, um einen Zweck zu verfolgen oder damit was Bestimmtes bei rauskommt. Mal ohne Druck zu reden, sich nur am Austausch zu freuen ist total entspannend – nicht nur für Melanie. Es ist doch so: Von der Zeit ist genug da. Darum kann man sich ab und zu mehr Zeit lassen. Stattdessen Menschen in den Mittelpunkt stellen, die grade um einen herum sind.

Dass Ihnen jemand Zeit schenkt – einfach nur um zusammen zu sein, das wünscht Ihnen Milina Reichardt-Hahn, Pfarrerin in Fambach


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