08.06.2018
Mutig am Meer

Strohblonde Haare und ein schelmisches Lächeln. Und den Kopf voll Phantasie. Meine Tochter ist zwei Jahre alt. Schon zwei Jahre alt. In ihrer Welt ist das viel. Sie findet, es ist nun endlich an der Zeit alleine loszuziehen. Die Welt zu entdecken. Sie ist mutig. Ja, sie hat was auf dem Kasten. Nur manchmal kann sie die Buchstaben noch nicht richtig aussprechen. Das M wie Möwen zum Beispiel. Dafür spricht sie hin und wieder ein L.

Neulich waren wir gemeinsam am Strand. Sie wollte Löwen/Möwen füttern. Sie packte ihre Sachen, mit einem Eimer zog sie los. Darin war alles was sie brauchte. Ihre Löwen fressen die Brotreste der letzten Tage. Als sie die ersten Bissen in die Brandung der Ostsee geworfen hatte, stand im Nu eine ganze Schar Löwen in der Luft. Aufgeregt schlugen sie mit den Flügeln und gierten nach dem Brot in dem kleinen Spielzeugeimerchen. Das Kreischen der Löwen erfüllte den Strand. Das kleine Mädchen stand am Meer, die strohblonden Haare im Wind. Jetzt strahlte sie bis über beide Ohren.

Sie hatte die Löwen fest im Griff. Dachte Sie. Als plötzlich zwei Löwen zum Angriff übergingen. Im Sturzflug jagten sie gierig nach den Brotresten im Eimerchen. Das kleine Mädchen verteidigte den Eimer tapfer und mit ganzer Kraft. Stolz hat sie nachher im Kindergarten allen davon berichtet. Vom Kampf mit den Löwen der Ostsee.

Der Mut meiner Tochter hat mich beeindruckt. Mehr noch aber hat mich berührt, dass der kleine Buchstabendreher ihren Mut hat riesengroß werden lassen. Welche Löwen sich Ihnen auch immer in den Weg stellen: Seien sie mutig!

Ein schönes Wochenende und eine gute Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch aus Weimar.


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