18.05.2020
Nicht ganz dicht: Oder die Liebe in den Zeiten von Corona

Kirche macht dicht? Manche denken das. Weil sonntags noch keine normalen Gottesdienste sind?

Kirche macht doch nicht dicht, denke ich. Geht doch gar nicht. Kirche – das sind ja nicht nur diese Gebäude mit Turm und Kreuz darauf. Sondern vor allem Menschen mit Herz. Die Kirche – das ist die Gemeinschaft der Heiligen. Zu der gehören schon immer Menschen, die ein großes Herz haben. Ein Herz für Gott und den Nächsten.

Klar, Heilige sind auch nur Menschen. Und manchmal zittert und zappelt ihr Herz, wenn sie Angst haben. Aber sie machen nicht dicht. Sie lassen ihr Herz mindestens einen Spalt offen, damit die Liebe rein und raus kann.

Kirche wird mobil, denke ich eher. Die Liebe zu Gott und zur Nächsten geht nämlich in der Kirchengemeinde jetzt ungewohnte Wege:

Sonst umarmen wir uns bei jeder Gelegenheit. Jetzt verneigen wir uns und lächeln uns an hinter Masken.

Sonst kommen wir zusammen, um Gottes Hoffnungs-Wort zu hören. Jetzt treffen wir uns nur kurz und schwärmen dann aus, um Lesepredigten zu den Leuten zu bringen.

Sonst liegt auf dem Lesepult in der Kirche nur das Gottesdienst-Buch. Jetzt dient das Pult auch mal als Geschenk-Depot für Raritäten wie Toilettenpapier.

Nicht ganz dicht, aber ganz anders!

An einer Seitentür gibt’s jetzt für wenig Geld Mittagessen zum Mitnehmen für solche, die es brauchen. Und ein freundliches Wort noch gratis dazu.

Im Schaukasten sind noch keine Veranstaltungshinweise. Sondern selbst fotografierte Frühlingsbilder und Gedichte – Mut-Macher to go.

Trotz allem, was jetzt mühsam ist: Ich fühle mich wohl in dieser Kirche, die nicht ganz dicht ist!

Eine gute Nacht und – lassen Sie die Herz-Tür einen Spalt offen!

Das wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha


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