13.09.2017
Nine eleven

Den ganzen Tag wieder die Bilder. Flugzeuge rein, Rauch steigt auf, dann Feuer, dann fallen die Hochhäuser in sich zusammen. Nine eleven.
Einerseits muss ich hingucken. Als würde ich, wenn ich diese Bilder nochmal und nochmal ansehe, irgendwann verstehen, was da passiert ist. Und gleichzeitig kann ich es nicht mehr sehen.
Wenn ich in meinem Umfeld nach dem elften September frage, sagen die meisten: „Ich weiß noch genau, wo ich damals war.“ Das Ereignis war offensichtlich so einschneidend, dass sich die meisten sehr genau erinnern können, was sie an diesem Tag gemacht haben. Ich kann mich auch noch genau erinnern.
Folgende Geschichte erzählte mir eine Kollegin. Kurz zuvor war ihr Sohn geboren. An diesem elften September ist sie zusammen mit dem Baby in der Stadt. Als sie nach Hause kommt, nimmt sie ihr Mann an der Tür in Empfang: „Du glaubst nicht, was gerade passiert ist.“ Dann ab vor den Fernseher, Vater, Mutter, Kind, mit all den schrecklichen Bildern.
Daran erinnert sie sich noch: Sie haben alles vergessen, auch das Essen. Zu schrecklich das Ganze. Dann meldet sich das Baby. Es hat Hunger, braucht die Mutter. Da stillt sie ihr Kind. Und der Mann steht auf und holt die Kamera. Seine Erklärung ist so einfach wie berührend: „Ich muss jetzt das Leben filmen.“ Und filmt die stillende Mutter, das trinkende Baby, filmt das Leben.
Dieses Lebensbild berührt mich. Und ich füge es gern zu meinen nine-eleven-Bildern hinzu. Neben all der Zerstörung steht eben doch das Leben.
Eine gute Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Tobias Schüfer, evangelisch und aus Erfurt.


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