30.09.2019
Prag 1989

30. September 1989. Bundesaußenminister Genscher tritt in Prag auf den Balkon der bundesdeutschen Botschaft und sagt zu den 5000 Menschen, die sich aus der DDR auf das Gelände geflüchtet haben: „Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise…“ und da unterbricht ihn der Jubel. Als er Ausreise sagte, hatten die Menschen schon verstanden: die lassen uns hier nicht hängen.

Die Barmherzigkeit unserer Brüder und Schwestern.

Wie gehen wir heute mit Flüchtlingen um? Es gibt Flüchtlinge, die warten in Griechenland seit Monaten auf eine Entscheidung, wie es mit ihnen weitergeht. Sie leben dort unter hygienischen Bedingungen, die zum Himmel schreien. Es gibt Menschen, die sagen, was gehen uns diese Leute an. Das sind ja keine Deutschen. Mir wird schlecht bei solchen Sätzen. Gewiss muss Politik Fluchtursachen bekämpfen, aber deshalb können wir Geflüchtete nicht einfach hängen lassen. Sie sind geflohen, weil sie Freiheit suchten wie einst die Bürger aus der DDR.

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er Dir Gutes getan hat. So steht es im Psalm 146. Mit dem Erinnern fängt alles an. Wer nichts erinnert, verliert jede Orientierung. Wir leben heute in einem Land, dessen Schönheit darin besteht, dass Menschen sich einfach erbarmt haben. Mit Menschlichkeit fing alles an.

sagt: Kristin Jahn, Superintendentin im Kirchenkreis Altenburger Land.


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