06.06.2018
Ramadan

In diesen Tagen feiern Muslime in Deutschland und der ganzen Welt den Fastenmonat Ramadan. Es ist eine besondere Zeit der Besinnung und des Hörens auf Gott. Täglich lesen die Menschen im Koran. Und sie fasten. Den ganzen Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verzichten Muslime auf jegliches Essen, ja viele sogar auch auf Wasser. Kein Tropfen darf die frommen Lippen berühren. Das geht durch Körper und Seele. Lehrerinnen von ausgezehrten und übermüdeten Kindern können ein Lied davon singen. Dazu und zur Frage, wie ein Islam in Deutschland aussehen kann, wäre viel zu sagen.

Aber, mir geht es im Moment um etwas anderes. Wenn am Abend eines jeden Tages das Fasten für ein paar Stunden gebrochen wird, dann kommen Muslime nach Sonnenuntergang in der Familie oder in der Moschee zusammen. Gerade jetzt in diesem Moment sitzt mein Freund Karim mit seiner Frau und seinen Kindern zusammen. Freunde sind eingeladen. Am Beginn steht der Genuss einer einzelnen Dattel. Der erste Schluck Wasser nach einem langen Tag. Vor dem Mahl sprechen sie gemeinsam ein Gebet. Ein kurzer Dank. Dann folgt die ausgelassene Freude über das Essen. Die fröhliche Gemeinschaft reicht bis weit in die Nacht. Aus der Besinnung auf Gott folgt die Feier der Gemeinschaft.

Das ist mir auch als Christ nicht fremd. Ich freue mich über die Einladung von Karim. Ich komme gern, selbst wenn ich nicht den ganzen Tag gefastet habe. Im Gespräch lerne ich von Karim viel über Muslime und ihre Religion. Manches fasziniert mich und lässt mich staunen. Anderes bleibt mir fremd und rätselhaft. Auch Widerspruch und kritische Fragen kann ich dort loswerden. Und ich werde gehört. Das Fastenbrechen ist übrigens öffentlich. Eingeladen sind wir alle.

Eine gute Nacht wünscht Ihnen Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch aus Weimar


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