05.05.2025
Regen-Tanz

Ein nasskalter Tag. Meine Gedanken – so grau wie der Himmel. Der Regen ist ja gut, ich weiß, aber...

Missmutig nehme ich meinen Knirps. Und ziehe los in die Stadt. Ein paar Einkäufe lassen sich nicht weiter aufschieben.

Ich treffe nicht viele Leute. Unter ihren Kapuzen und Schirmen sehen sie so aus, wie ich mich fühle.

Doch dann sehe ich ihn: Ein Mann tanzt auf dem Theaterplatz! Einfach so. Ich stutze - ich höre keine Musik, hat er Kopfhörer im Ohr?

Jedenfalls tanzt er durch den Regen. Ohne Schirm, ohne Kapuze. Und ohne schlechte Laune. Selbstvergessen. Versonnen. Mit nassen Haaren. Und mit einem Lächeln. Niemand stört ihn, er hat Platz, viel Platz. Der Theaterplatz gehört ihm ganz allein.

Ich bleibe stehen. Schau mich um, ob da noch jemand ist, der ihn filmt. Oder andere, die mitmachen - ist das ein Flashmob? 

Aber nein: Er tanzt für sich allein. Und er tanzt auch nicht mal besonders gut. Er ist kein Profi. An einem Papierkorb lehnt ein alter Rucksack neben einer übervollen Aldi-Tasche. Ist das ein Obdachloser? Aber das zählt jetzt nicht. Er ist glücklich. 

Beim Weitergehen fällt mir ein Spruch ein, den ich mal gelesen habe:   Im Leben geht es nicht darum, zu warten, bis der Sturm vorüber ist, sondern darum, zu lernen, im Regen zu tanzen.

Es regnet immer noch.  Aber eins hat sich geändert: Ich lächle nun unter meinem Schirm. 

In meinem Abendgebet denke ich wieder an den Tänzer. Und hoffe, dass er ein trockenes Plätzchen zum Schlafen findet.

Eine gute Nacht

wünscht Angela Fuhrmann aus Weimar und evangelisch


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