12.07.2018
Ritterlich, tapfer und würdig

Es ist das allerletzte, bevor sie schlafen geht. Da muss sie noch einmal kurz raus in den Garten und ihre Runde drehen. Nicht, um zu schauen, was zu tun ist – da wird sie ja nie fertig. Nur, um sich noch einmal zu freuen, was alles blüht.

Ihre große Liebe ist der blaue Rittersporn. Eine Augenweide. Kraft und Würde strahlt er aus. Ein richtiger großer Busch ist es dieses Jahr geworden. So schön, wie nie zuvor.

Gerade im Abendlicht leuchtet er noch einmal extra. Steht da, ritterlich, tapfer und würdig wie ein König mit seiner Entourage.

Deine Kraft möchte ich haben, denkt sie, deren Herz gebeugt ist. Der Mann ist erst zwei Jahre tot, der Sohn 500 km weit weg, und mit ihm die Enkel. Sie kämpft mit der Einsamkeit.

So wie du will ich dastehen, sagt sie: tapfer und würdig. Plagen ertragen und leuchten. Dürren überstehen und tief wurzeln. Wachsen. Und in allem: so strahlen wie du.

Ihre Wurzeln sind tief, das hat sie mehrfach erfahren dürfen. Das Leben hat es ihr abverlangt, dass sie tiefer gräbt nach dem Wasser des Lebens. Tapfer, vertrauend. Der Gott des Lebens hat sie gespeist. Mal um Mal.

So will auch sie ihre Blumen wässern und versorgen. Damit die die Dürren dieses Sommers überstehen.

Sei und bleibe du mein Gärtner, betet sie. Und kann beruhigt schlafen gehen.

Dass auch sie gut schlafen können, wünscht ihnen Ulrike Greim aus Weimar.


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