23.10.2023
Seine allerletzte Chance

Gunter war alkoholabhängig. Jetzt ist er trocken und arbeitet er beim Blauen Kreuz; das Blaue Kreuz hilft Suchtkranken, trocken zu werden. Neulich haben wir Gunters Bekannten Fritz beerdigt, 63 war der. Mit Fritz ist Gunter zur Schule gegangen, anfangs. Später kam Fritz auf die Förderschule und die beiden sahen sich kaum noch. Als sie sich wieder über den Weg liefen, ist Gunter richtig erschrocken. Denn Fritz kam ihm mit dem Rollator entgegen – beide waren damals Mitte, Ende 50 – und Fritz musste sich beim Gehen richtig festhalten. „Mensch Fritz, lass’ das doch mit dem Alkohol“, hat Gunter damals zu ihm gesagt. „Wir können dir helfen, wir holen dich da raus.“ Aber Fritz hat geantwortet, so einfach sei das alles nicht. „Ja und jetzt ...“, sagte Gunter dann neulich zu mir, während er das alles erzählte. Wir standen immer noch auf dem Friedhof dabei. Und Gunter deutete mit dem Kopf zu Fritz‘ Grabstelle. „Wenn mir nicht irgendwann jemand geholfen hätte, hätte ich hier gelegen. Viel früher schon“, sagte Gunter. Eine Frau sei damals zu ihm gekommen, auch Mitarbeiterin beim Blauen Kreuz. „Für mich ein Engel von Gott“, sagte Gunter. „Weil ich kurz vorm Sterben war.“ Das sei seine allerletzte Chance gewesen. Heute versucht Gunter genauso, den Leuten „Rettungsringe hinzuwerfen“, wie er es nennt. Weil er findet, das ist der Auftrag, den Gott ihm gegeben hat. Klingt vielleicht kitschig, aber so sind Wundergeschichten eben. Danke, Gunter und allen Deinen Kollegen. Danke für das, was Ihr tut! Ich bete, dass Ihr Kraft habt – genug für jeden Tag.

Und das wünsche ich auch Ihnen, die zuhören! Milina Reichardt-Hahn, Pfarrerin in Fambach


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