17.11.2020
Sich hingeben

Lange stand es da. Ein gewöhnliches Tonfläschchen. In einer Reihe mit anderen. Eines Tages nahm es einer vom Regal, wedelte mit einem Pinsel den Staub ab und nahm es mit. Mitten hinein in den Trubel eines großen Marktes. Niemand wollte es kaufen. Die Sonne ging schon unter. Da kam eine, zeigte darauf, legte das Geld auf den Tisch, hüllte es in ein Tuch. Trug es nach Hause, füllte es mit einem Öl, dessen Duft betörend war.

Am nächsten Morgen nahm sie das Fläschchen, ging hinaus, durch die lärmende Menge der Stadt. Hinein in das Haus, wo er zu Gast sein sollte. Ganz vorn saß er in dem Raum, sprach zu den Menschen, die um ihn versammelt waren.

Ungläubige Blicke folgten ihr, als sie ganz nah zu ihm ging. Sie öffnete das Fläschchen und goß das ganze kostbare Öl über seinen Kopf. Betörender Duft verströmte sich im ganzen Raum. Und mit ihm Liebe und Geborgenheit.

Laute Rufe ertönten. Was soll diese Verschwendung? Man hätte das Öl verkaufen können und das Geld den Armen geben. Pragmatisch gedacht, klug berechnet.

Nein, jetzt nicht. Sollten sie toben und wüten. Jetzt zählte nur, alles hinzugeben. Für den einen, der es jetzt nötig hat. Für den einen, dem es gut tat. Für den einen Menschen.

Auch wenn du denkst, du seist nichts Besonderes. Es gibt immer wieder Momente im Leben, da kommt es auf dich an. Auf das, was du geben kannst. Egal, was die anderen sagen. Nur Mut!

Eine gute Nacht wünscht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt


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