10.04.2017
Sich selbst näher kommen

Claudia schlägt die Tür hinter sich zu. Hinsetzen und tief ausatmen. Solche Tage sind wie eine Achterbahnfahrt.
Die Nacht war unruhig gewesen. Sie hatte sich für eine andere Stelle im Unternehmen beworben. Die ganzen letzten Tage kreisten ihre Gedanken um das Bewerbungsgespräch. Am Nachmittag dann das Ergebnis: „Wir haben uns leider nicht für Sie entschieden.“
Die Ablehnung schmerzt. Noch mehr das Gefühl, ich bin nicht gut genug. Es hat nicht gereicht, jemand anderes war besser. Warum?
Sie hatte sich fest vorgenommen, wenn es schief geht, lasse ich mir das nicht anmerken. Da stehe ich drüber. Niemand soll sehen, wie sehr es mich bewegt. Im Kopf war die Strategie klar, aber ihr Herz machte da nicht mit.
Die Tränen sind einfach gekommen. Zu groß war die Anspannung der letzten Tage. Was soll’s? Sollen sie fließen.
„Willst du einen Tee? Wollen wir ein bisschen reden?“ Ihre Kollegin steht neben ihr. „Ich kann mir vorstellen, wie es dir jetzt geht. Das tut einfach weh.“
Das tut ihr gut. Sich nicht mehr verstecken müssen, die Enttäuschung teilen. Sie reden lange. Über den Anspruch an sich selber, über den Druck, erfolgreich sein zu wollen. Zum Abschied sagt ihre Kollegin: „Weißt du was, ich bin so froh, dass du bei uns bleibst.“
Wunde Punkte zeigen können, bedeutet, sich selbst näher zu kommen. Wer sich so zeigen kann, verbindet sich wieder mit dem Leben.
Einen guten Weg zu sich selbst wünscht Ihnen in dieser Nacht Pfarrerin Dorothee Land von der evangelischen Kirche aus Erfurt.


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