01.06.2021
Sternenkinder

Es ist ein schwerer Gang.
Abschiednehmen am Samstagmorgen auf dem Haupfriedhof in Weimar.
In der Trauerhalle steht ein kleiner weißer Kindersarg.
Bunte Blumen. Ein Stoffteddy.
In einer Trauerfeier nehmen Eltern Abschied von ihren Kindern.
Kinder, die sie nie kennenlernen durften.
Kinder, die viel zu früh noch vor der Geburt verstorben sind.
Sternenkinder.

Wir zünden Kerzen an.
Für die Kinder, die Eltern.
Für die, die hier sind und für die anderen auch.
Es sind viel mehr, als wir denken.
Ich bin überrascht, wie viele sagen:
Ich hab es auch erlebt.
Ich weiß, wovon du sprichst.
Und: gut, dass wir darüber reden,
auch wenn es schwerfällt.

Reden hilft gegen die Einsamkeit.
Und gegen die oft gut gemeinten Ratschläge:
Alles halb so wild. Es wird schon noch klappen.
Es muss doch irgendwann auch mal wieder gut sein – hören sie.
Sie sollen nach vorn schauen, wird ihnen gesagt.
Nein, denke ich!
Trauer braucht Zeit und braucht einen Platz.

Auf manchen der Kerzen stehen Namen,
die Namen der Kinder.
Namen, die in den Himmel geschrieben sind.
Bei Gott ist kein Kind vergessen.
Gott zählt sie wie die Sterne am Himmel.
Emma und Ole und Simon.

Gott, pass gut auf die Sternenkinder auf.
Bei dir sind sie gut aufgehoben.
Tröste die Eltern, Geschwister und Großeltern.
Du weißt um Ihre Tränen, du siehst ihre Trauer.
Zeige du einen Weg, mit der Trauer zu leben,
und stärke die Hoffnung und Zuversicht ins Leben.

Betet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar


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