08.12.2021
Sternstunde

Es war eine Sternstunde.
Ein seltener Moment.

Letzte Woche beim Gemeindeabend in der Kirchengemeinde.
Eine kleine Runde saß zusammen,
Sechs Leute mit Abstand, aber mit je einem Glas Wein.
Eine gesellige Runde.

Immer wieder kam das Thema auf die Pandemie,
auf die Maßnahmen zur Bekämpfung und auf das Impfen.

Das Besondere:
Alle Meinungen waren vertreten,
dazu jeweils die Hälfte geimpft und ungeimpft.

Plötzlich fragte eine:
„Sag mal, warum hast Du dich eigentlich gegen die Impfung entschieden?
Jetzt mal ehrlich.“

Und die Antwort war offen und klar.
Zweifel wurden laut, auch Angst kam zur Sprache.
Das hat uns berührt und verbunden.

Argumente wurden ausgetauscht, auch heftig gestritten.
Und dann wieder persönlich nachgefragt:
„Hast du keine Angst vor Impfschäden?“
„Doch“, habe ich gesagt. Habe mich ehrlich gemacht.
Und habe entdeckt: Ich bin mit meinen Fragen, Ängsten auch mit meiner Wut nicht allein.

Da ist Verständnis untereinander gewachsen,
auch wenn ich meine Meinung nicht geändert habe.

Die Nachdenklichkeit hat gutgetan.
Ein kostbarer Moment für mich und die anderen.
Eine Sternstunde, weil wir – obwohl mit ganz unterschiedlichen Meinungen – aufeinander gehört haben.
Das ist nicht wenig.
Es beginnt damit, einander wieder zuzuhören.

Findet Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar


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