25.10.2018
Stille Mahnmale

Sie stehen da. Zu Tausenden. Als stumme Zeugen einer Zeit, deren Leiden meine Vorstellungskraft übersteigt. Tausende weiße Kreuze, gefertigt aus toskanischem Carrara-Marmor. Stille Mahnmale eines furchtbaren Krieges. Eins sieht aus wie das andere. Bis auf einige wenige. Sie sind als Davidstern geformt, für die jüdischen Soldaten, die damals gestorben sind.

Ich gehe durch die gefühlt endlosen Reihen. Lese den einen oder anderen Namen, rechne aus, wie alt sie geworden sind: 21 Jahre, 24 Jahre, 28 Jahre. Jeder von ihnen hatte das Leben noch vor sich. Hier ist es abgebrochen, in den Junitagen 1944 als die Alliierten in der Normandie landeten, um die Länder Europas von den Nazis zu befreien.

Ich lese die Namen. Und denke: Er ist gestorben, damit wir in Europa frei sein können. Und er: damit wir es besser machen. Und er: damit wir nicht schweigen, wenn es wieder losgehen sollte.

Wenn Menschen sagen: die gehören nicht hierher, die nutzen unseren Sozialstaat aus, was deutsch ist soll deutsch bleiben.

Ich will aufpassen. Ich will, dass wir alle aufpassen...

Weiße Kreuze auf grünem Rasen. Ich bin längst wieder zuhause und sehe sie immer noch.

„Rühr mich an, Gott, dass ich mich dort, wo ich bin, für den Frieden einsetze, den du geben willst.“, betet in dieser Nacht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.

 

 


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