27.03.2017
Tag des Unkrauts

Auch das gibt es: Einen Tag des Unkrauts. Heute nämlich.
Völlig verrückt. Das kann sich kein Gärtner ausgedacht haben! Alle Gärtner befinden sich in einem Dauerkampf gegen das Unkraut.

Seit 2003 gibt es diesen Gedenktag.
Manche bezeichnen ihn als „Tag der Wildkräuter“. Das klingt schon besser, nach frischem Salat, Kräutersammlung im Frühjahr, Lob auf den Giersch und die Brennnessel.
Bestimmt sehr gesund. Schmeckt mir aber nur bedingt, und meinen Kindern gar nicht.
Braucht die Welt diesen Tag?

In der Bibel spielt das Unkraut eine wichtige Rolle.
Zur Anschauung, weil sofort jeder weiß, wovon die Rede ist.
Und weil es sich gut auf uns Menschen übertragen lässt:
Wer will denn schon sagen, was Un-kraut ist? Welche Menschen, welche menschlichen Verhaltensweisen unkrauthaft sind und eigentlich ausgerissen werden sollten?

Als Jesus gefragt wird, was man mit dem Unkraut auf dem Feld machen soll, da antwortet er: Lass es stehen. Gott wird sich am Ende der Ernte darum kümmern. Wenn du es herausreißt, beschädigst du womöglich die Wurzeln der guten Saat.
Lass erstmal alles wachsen. Das Ungeliebte, Unerwünschte gehört dazu zum Leben.
Und dann überlass es getrost Gott, dass er das eine vom anderen unterscheidet. Er weiß schon, wie er mit dem Unkraut umgeht.

Großartig, denke ich mir:
Einen Ehrentag zugunsten all dessen, was auf meinen ersten Blick ungeliebt scheint.
Lass wachsen: das Komische und das Schöne, das Peinliche und das Vorzeigbare.

Gott hat seine Freude an diesem Tag des Unkrauts heute, da bin ich mir sicher.
Pfarrerin Elisabeth Wedding aus Jena.


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