25.08.2020
Taubenweiß auf Himmelsblau

Gerade wieder haben wir – wie jedes Jahr im August – einen besonderen Gottesdienst gefeiert. Am Guten Ort. So werden ja Jüdische Friedhöfe genannt. Weil sie nicht nur Erinnerungsorte sind, sondern auch Hoffnungsorte.

Der Gute Ort in Gotha ist schön. Alte Grabsteine und Inschriften. Auf den Einfassungen kleine Steine. Jeder wie ein lieber Gruß. Auch bunte Hoffnungssteine von Schulkindern.

Viele sind zum Gottesdienst gekommen. Einige Männer haben sogar eine echte Kipa auf dem Kopf. Wir stehen im großen Kreis auf der Wiese unter strahlend blauem Himmel.

Erinnern uns daran, wie viele jüdische Familien in Gotha zu Hause waren. Und dazu gehörten als Schulfreundinnen und Nachbarn, als Geschäftsleute, Ärzte, Rechtsanwälte...
Wir sehen das letzte Grab. Von einem Mann, der den Freitod wählte, um dem Konzentrationslager zu entkommen.

Und dann hoffen wir ins Blaue hinein: Dass es bald wieder kleine jüdische Geschäfte in Gotha geben kann. Und ein koscheres Restaurant mit live Klezmer-Musik. Vielleicht wird es irgendwann eine große Spendenaktion geben für eine moderne Synagoge?

Mit einem Hoffnungs-Lächeln singen wir das nächste Lied:

Wir glauben, Gott wirkt durch den Geist… Umkehr aus der verwirkten Zeit und Trachten nach Gerechtigkeit. *

Dabei flattert es plötzlich über uns. Pünktlich bei dem Wort „Geist“ war aus der Hecke ein Schwarm kleiner Tauben aufgeflogen - schneeweiße Friedens-Tänzerinnen am blauen Himmel. Wir staunen nach oben: So ein schönes Hoffnungszeichen am Guten Ort!

Schalom und gute Nacht!
Wünscht Angela Fuhrmann, Ev. Pfarrerin in Gotha


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