28.05.2018
Überraschende Hilfe

Gleich fährt der Zug in Berlin Hauptbahnhof ein. Mit meinem Koffer stehe ich an der Tür bereit zum Aussteigen. In Gedanken bin ich schon viel weiter. Schnell noch ins Hotel, dann schauen, wo die Bahn abfährt zum Tagungsort. Hoffentlich klappt das alles. Ich will nicht zu spät kommen. Bin doch zum ersten Mal in dieser Runde. Ich steige aus, in der Hand das Handy, das mir den Weg weist. Jetzt die Treppe runter, dann rechts. Da macht es leise: Pling. Ich fasse mich intuitiv ans Ohr. Das war mein Ohrstecker. In der Hand halte ich noch das kleine silberne Ding, das ihn normalerweise festhält.

Mist! Das jetzt auch noch. Aber ich hänge an diesen Ohrsteckern. Ich habe sie schon so lange. So viel Zeit muss sein. Ich stelle den Koffer ab, fange an zu suchen.

Ein Mann bleibt stehen: „Suchen Sie was?“ Etwas erstaunt schaue ich auf, das da einer fragt. „Ja, ich habe meinen Ohrstecker verloren“, antworte ich etwas beschämt. Wir gucken zu zweit. Eine junge Frau kommt von unten die Treppe hoch. „Suchen Sie was?“ Noch mal ich: „Ich habe meinen Ohrstecker verloren!“ „Ach das kenne ich“, sagt sie fröhlich, „ich suche immer die von meiner Mutter. Die verliert auch dauernd welche.“ Wir lachen beide. Und suchen nun zu dritt. Und tatsächlich nach ungefähr einer Minute ruft sie: „Ich hab ihn.“ Beseelt nehme ich ihn entgegen, bedanke mich bei beiden Suchenden und gehe weiter.

Ich bin ganz beglückt. Diese spontane Hilfe hat mein Herz angerührt. „Seid untereinander freundlich und herzlich“, sagt die Bibel. Wie schön sich das anfühlt. Wie gut das tut.

Eine gute Nacht wünscht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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