20.04.2017
Unbezahlbar

In den Semesterferien hatte sie ihre Großmutter besucht. Nun war sie zurück. Voller Stolz trug sie die kleine Dose vor sich her und stellte sie behutsam auf den Couchtisch. Sie öffnete den Deckel – der blaue Samt strahlte. Wie sie selbst. „Von der Oma hab ich die geschenkt bekommen.“ Ihr Freund streckte die Hand aus: „Zeig mal her. Ja, sehr schön“. „Schön ist gar kein Ausdruck. Das ist, als hielte ich meine Kindheit in den Händen.“

Und sie erzählte von den vielen Wochenenden, die sie bei der Großmutter verbracht hatte. Von deren kleiner Wohnung mit Blick auf die Innenstadt. Und was sie am Liebsten gemacht hatte. Wenn sie kam, hatte sie sich ihr Spielzeug aus der Kommode genommen. Eine kleine blaue Schmuckdose. In der einige Ringe und Ketten und eine feine Brosche lagen. Sie hatte „Schmuckladen“ gespielt, kleine Preisschilder gebastelt und aufgestellt. Und jede Kundin, immer die Oma, die vorbeikam, musste etwas kaufen. Stundenlang konnte sie so spielen.

Nun hatte die Großmutter ihr die Dose geschenkt. „Was ist die denn wert?“ fragte ihr Freund. „Für mich? Unbezahlbar. Einmalig.“ Sie strich über den Samt. Sie würde einen guten Platz in ihrem WG-Zimmer bekommen. Soviel stand fest.

Ihr Freund verstand. Dass diese Dose immer mehr enthalten würde, als den einen oder anderen auf dem Trödelmarkt gekauften Ring. Sie beherbergte Phantasie. Und Liebe. Unbezahlbar!

Platz für wirkliche Werte wünscht auch Ihnen

Pastorin Theresa Rinecker aus Weimar


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