19.10.2021
Verfolgt-vertrieben-vergessen

Sie waren Jüdinnen, Antifaschistinnen oder kamen aus dem sogenannten feindlichen Ausland. Sie haben Bücher geschrieben, gedichtet, gezeichnet, sie haben als Fotografin und Schauspielerin gearbeitet. Wegen ihrer Herkunft oder ihrer Einstellung wurden sie verfolgt und vertrieben. Damals im Dritten Reich, wie viele Männer auch. Aber die Frauen sind längst nicht so bekannt. 92 von ihnen sind jetzt in einer kleinen feinen Ausstellung sichtbar. Im Landeskirchenamt in Erfurt. Noch bis 31.Oktober.

Eine von ihnen ist Selma Merbaum, 1924 in Czernowitz in der heutigen Ukraine geboren. Nach dem Zerwürfnis mit ihrer Mutter zieht sie zu ihrer Großmutter und beginnt Gedichte zu schreiben. 57 werden es. Mit einem Füller schreibt sie sie auf einzelne Blätter und bindet sie zu einem Album. Vor der Deportation ins Arbeitslager 1942 kann sie das Album einem Bekannten zustecken. Sie überlebt nicht. Aber ihre Gedichte gelangen auf Umwegen nach Israel. Durch einen Journalisten werden sie erst 1980 wieder entdeckt und unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht eingehüllt“ veröffentlicht.

Die Sehnsucht ist es, die mich mit ihr verbindet. Meine Sehnsucht ist, dass Lebensgeschichten und Lebensleistungen von Frauen nicht vergessen werden. Nicht nur die vergangenen, sondern auch die heutigen. Da gibt es durchaus noch Luft nach oben.

Dass wir mehr Geschichten von Frauen erzählen, wünscht sich in dieser Nacht Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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