10.03.2022
Vermisstenanzeige

In diesen Tagen will ich eine Vermisstenanzeige aufgeben:

Suche Gott.

Vermisse ihn.

Wer etwas von ihm gesehen hat,

sende mir eine Nachricht.

Ich fühle mich hilflos und ohnmächtig. Über Gott nachdenken ist schwer geworden. Ich vermisse ihn so sehr in diesem ganzen Wahnsinn.

Und doch: Ich muss gerade jetzt „Gott“ sagen und wenn es nur das Wort ist für eine Leerstelle, die schmerzt wie eine Wunde. Das kann doch nicht sein, dass er uns in diesem Schlamassel allein lässt. Ich muss Gott sagen und nach ihm fragen, weil ich sonst nicht weiß, wohin mit mir. Gott soll doch Antwort geben.

Aber vielleicht ist das gerade ein Holzweg.

„Gott klingt wie eine Antwort, und das ist das Verderbliche an diesem Wort, das so oft als Antwort gebraucht wird. Er hätte einen Namen haben müssen, der wie eine Frage klingt.“  So schreibt es Cees Nooteboom.

Es ist die Frage: Gott, wo bist du?, die mich umtreibt. Mit ihr ringe ich und von ihr lasse ich nicht. Gott, wo bist du? Wer bist du? Jetzt. Heute.

Es tut mir gut, so zu fragen, zu rufen, zu flehen.

Als eine, die an Gott glaubt, weiß ich nicht mehr als die, die nicht glauben.

Aber ich bin dankbar dafür, dass ich für meine Fragen und die Ratlosigkeit eine Adresse habe, an die ich sie immer und immer wieder stelle: an GOTT, die EWIGE, den FELS, die BARMHERZIGE.

Gott lass dich finden!, ruft in dieser Nacht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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