08.02.2016
Was ist normal?

„Sind Sie ein religiöser oder gläubiger Mensch?“
So hat man vor ein paar Jahren Menschen im Osten Deutschlands gefragt. Jugendliche in Erfurt haben geantwortet: „Ich bin nicht religiös. Ich bin normal.“ Überraschend - auf den ersten Blick. Auf den zweiten macht die Antwort nachdenklich. Ja, so ist das. Viele sind im Osten nie mit Gott, Glaube oder Kirche in Berührung gekommen. Das war und ist auch immer noch das Normale. Ist damit aber nun eine Norm gesetzt?
Das kleine Wörtchen „normal“ hat so seine Tücken. Schnell werden da Stempel verteilt. Wer nicht so tickt wie die Mehrheit, wird beiseite gestellt: Passt nicht ins Raster! Ist unormal!
Menschen sind aber keine genormten Wesen. Sie sind vielfältig und individuell.
Darum ist für mich erst mal das normal, was mir vertraut ist, was mir zur Gewohnheit geworden ist. Ich habe gelernt, im Chor zu singen und Schlittschuh zu laufen und Auto zu fahren. Ich bin in einer christlichen Familie groß geworden. Ich bin religiös. Ich glaube. Ich gehe zum Gottesdienst. Alles „normal“ für mich. Es gibt mir Sicherheit.
Ich weiß: Andere haben anderes gelernt, sind anders groß geworden. Das ist gut so.
Gerade darin liegt für mich der Reiz. Schauen, was es da bei anderen zu entdecken gibt. Ihre Normalität kennen lernen. Wie sie leben, was sie können, was sie glauben, was ihnen vertraut ist.
So einander begegnen, wunderbar, wenn das überall so sein kann.
Jetzt wünsche ich Ihnen erst mal eine ganz normale ruhige Nacht. Ihre Dorothee Land von der evangelischen Kirche aus Erfurt.


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