29.07.2021
Wenn der Heilige Geist nicht kommt

So etwas hatte ich noch nie erlebt.

Es war damals,

da studierte ich in den USA.

Eine Freundin hat mich zu sich in ihre Gemeinde eingeladen: Quäker.

Fromme Leute.

Ein bisschen anders als andere.

Radikal friedlich und sehr auf Innerlichkeit und den Heiligen Geist bedacht.

Wir saßen in einer Holzhütte statt einer Kirche.

Alles sehr einfach. im Kamin knisterte das Feuer.

Nach der Begrüßung war unsere einzige Aufgabe:

Wir warteten auf den Heiligen Geist:

Und der kann sich ganz unterschiedlich zu Wort melden:

Die kraftvolle Predigt, die zündende Idee oder das leise Gebet.

Der Heilige Geist hat viele Gesichter.

Wir saßen drei Stunden und es passierte: nichts.

Niemand sagte etwas.

Von Zeit zu Zeit legte jemand ein Scheit Holz auf.

Ansonsten Schweigen.

Stundenlang.

Nach drei Stunden wurde die Veranstaltung beendet

und auf die nächste Woche vertagt.

Der Heilige Geist hatte nicht gesprochen.

Jedenfalls nicht öffentlich.

Heute denke ich:

Vielleicht ist mir Gott an diesem Tag in der Stille begegnet.

Das war eindrücklich und berührt mich bis heute.

Gemeinsam zu schweigen und zu warten. Ohne dass eine oder einer die Stille füllen muss.

Manchmal ist weniger mehr.

Und vielleicht liegt ja darin das Geheimnis des Friedens:

In der Ruhe und in der Bereitschaft hinzuhören.

Eine gute Nacht wünscht Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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