13.01.2020
Wenn Träume wahr werden

Schon als sie klein war, hatte Irene diesen Traum:

Einmal durch die Tulpenfelder in Holland zu streifen.

Das Rot und Gelb der Tulpen bis über den Horizont hinaus.

Damals stand sie noch, die Mauer.

Holland war in unerreichbarer Ferne.

Das Ende Ihres Horizonts hatte Irene mit ihrem Motorroller, der Schwalbe bald erreicht.

Die Tulpenfelder in Holland.

Das war die Sehnsucht nach Freiheit.

Endlich raus aus dem Mief,

die weite Welt,

in bunten Farben.

Den Horizont über die graue Mauer hinweg erweitern.

Ein Traum.

Träume geben unserem Leben eine Richtung.

Sie können tragen im Leben.

Geben Kraft in schweren Tagen.

Dann fielt die Mauer.

Als andere im Herbst 89 in die Supermärkte und Warenhäuser in Franken und Westberlin gefahren sind,

ist Irene mit dem Zug nach Holland gefahren.

Ist den ganzen Tag durch ein Feld mit Tulpen gelaufen.

Und konnte ihr Glück kaum fassen.

Bis heute steht – wann immer es möglich ist –

Ein frischer Strauß Tulpen auf ihrem Küchentisch.

Und da sitzt sie dann.

Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und beginnt zu träumen.

Von einer Welt,

in der auch heute die Grenzzäune den Tulpenfeldern weichen.

Blumen statt Stacheldraht.

Rot und gelb blüht es dort,

wo sonst Angst und Tod regieren.

In den Krisengebieten der Welt von heute.

In Syrien, im Iran, auch in der Türkei.

Aus der Türkei kam die Tulpe einst aus dem Orient zu uns.

Über alle Grenzen hinweg.

 

Heute ist der Internationale „Lass-Deine-Träume-wahr-werden-Tag“.

Und alles beginnt mit einem Traum.

 

Träumen Sie gut wünscht Pfarrer Ramón Seliger, evangelisch und aus Weimar.


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