12.06.2017
Widerständig werden

Wir standen auf dem Appellplatz, damals in der Schule in meinem Heimatort, so wie jede Woche. Die meisten hatten widerwillig Pionierbluse oder FDJ-Hemd angezogen. Das war gefordert. Einheitlichkeit im Denken und im Aussehen - Bekenntnis zum Arbeit- und Bauernstaat. Vorn wurden irgendwelche Reden gehalten. Äußerlich waren alle anwesend. Innerlich die meisten ganz woanders. Auch mir ging es so, auch wenn ich durch meine Kleidung auffiel.
Ich war weder in den Pionieren und später auch nicht in der FDJ. Meine Familie war evangelisch, hat sich öffentlich dazu bekannt. Das hieß: Wir machen nicht mit, nur, weil alle mitmachen. Christlicher Glaube und der Zwang, das alle das Gleiche denken müssen, das ging nicht zusammen. Und das hieß auch: Du kannst widerstehen, weil Gott dir die Kraft dazu gibt. Auch, wenn du dadurch manchmal abseits stehst oder ausgeschlossen wirst.
Ich habe aber auch erlebt: Schulfreundinnen und - freunde, die zu mir kamen und gesagt haben: Ich finde gut, dass du dir das traust. Eigentlich denken wir genauso.
Das bewegt mich bis heute.
Der Glaube - eine Kraft, die mich stark macht, selber zu denken, mir meine eigene Meinung zu bilden und sie dann auch zu vertreten. Eine Kraft, die nicht aus mir kommt, sondern mir zugesagt wird. So wie es in der Bibel heißt: "Christus hat dich befreit, damit du endgültig frei bist."
Solche Freiheit im Denken und im Herzen wünscht Ihnen Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt.


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