15.02.2019
Zeit für Unterbrechung in Sicht

Sie hat es so gelernt. Am Sonntag bleibt die Kittelschürze im Schrank. Dafür holt sie die Festtagskleidung heraus. Manchmal die weiße Bluse und den Blazer, den sie sich bei einem Urlaub im Schwarzwald gekauft hat. Oder auch das Kleid mit dem Blumenmuster. Für sie macht es einen Unterschied, Alltag und Festtag. Wenn die Kittelschürze im Schrank bleibt, ruht auch die Arbeit des Alltags, Wäsche waschen, die Wohnung putzen, Besorgungen machen. Am Sonntag, dem siebten Tag in der Woche soll das alles ruhn. Denn „Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.“ heißt es in der Bibel.

Das ist ihr zur Richtschnur geworden. Und es tut ihr gut. Die Hände in den Schoß legen, sich Zeit nehmen für Dinge, die in der Woche zu kurz kommen, Zeit, um die Enkel zu besuchen, die Nachbarin zum Kaffeetrinken einzuladen, spazieren zu gehen oder auch einfach nur dasitzen und die Gedanken fließen lassen.

Wie es Dorothee Sölle beschreibt:

Du sollst Dich selbst unterbrechen

Zwischen Arbeiten und Konsumieren

soll Stille sein und Freude,

zwischen Aufräumen und Vorbereiten

sollst du es in Dir singen hören,

Gottes altes Lied von den sechs Tagen

und dem einen, der anders ist.

Zwischen Wegschaffen und Vorplanen

sollst Du Dich erinnern an diesen ersten Morgen,

Deinen und aller Anfang,

als die Sonne aufging ohne Zweck

und Du nicht berechnet wurdest in der Zeit, die niemandem gehört

außer dem Ewigen.

Bald ist wieder Sonntag, Zeit für Unterbrechung in Sicht.

Ein gesegnetes Wochenende wünscht Pfarrerin Dorothee Land, evangelisch und aus Erfurt


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