25.11.2020
100 Jahre Ev. Kirche in Thüringen | Grußwort von Katja Wolf, Oberbürgermeisterin Eisenach

8. November 2020

Sehr geehrter Landesbischof Kramer,

sehr geehrte Damen und Herren,

von Herzen gratuliere ich zu 100 Jahren Thüringer Landeskirche. Ich gratuliere zur erfolgreichen Bewältigung aller strukturellen Veränderungen, die 1920 zum Zusammenschluss von sieben eigenständigen Landeskirchen zur Evangelischen Landeskirche Thüringen geführt haben, aber auch zu den strukturellen Veränderungen, die Sie insbesondere in den Nachwendejahren gemeistert haben. An deren Ende stand das Aufgehen der Thüringer Landeskirche in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland. Doch, wo Licht ist, ist auch Schatten und stand für Eisenach am Ende dieses Prozesses der Verlust des Landeskirchenamtes mit seiner Bedeutung für die Region, seinen Mitarbeiter*innen und einer städtebaulichen Wunde auf dem Pflugensberg, die noch nicht geheilt ist. Gleichzeitig hat die Stadt aber in dem größeren Gebilde der EKMD einen weitreichenden Partner für die gemeinsamen Projekte gefunden.

 

Bis heute schwingen die positiven Energien, die die gemeinsame Ausrichtung des Reformationsjubiläums 2017 in Eisenach und der Wartburgregion freigesetzt hat. Vorfreudig blicken wir in das Jahr 2021, in dem nicht nur das 500. Jubiläum der Bibelübersetzung seinen Auftakt findet. 2021 feiern wir auch, gemeinsam mit dem Bistum Erfurt der katholischen Kirche, das 800. Hochzeitsjubiläum „unserer“ Heiligen Elisabeth. Beide Jubiläen leben von der vertrauensvollen Zusammenarbeit und vor allem dem gemeinsamen Wunsch, die historischen und kulturellen Schätze der Region lebendig zu erinnern.

 

Ich gratuliere daneben zu dem Mut und der Ehrlichkeit, sich mit den dunklen Kapiteln der Landeskirche auseinanderzusetzen. Auch daraus sind Synergien entstanden, die in unsere Stadtgesellschaft und weit darüber hinauswirken. Das Thema der Aufarbeitung des Eisenacher Entjudungsinstitutes ist wichtig zur Aufarbeitung der Schuld, aber auch der Mechanismen, die die Institution Kirche damals dazu bringen konnte, diese Schuld auf sich zu laden. Die Aufarbeitung und das Eingeständnis von Schuld sind zugleich beispielgebend und wirken lehrreich in unserer Zeit, in der von anderen Seiten vielfach Radikalisierung und Geschichtsvergessenheit der Boden bereitet wird.

Ich schätze sehr die Debatten, die aus alledem entstehen: Diskussionen um Werte und um den Kern, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Diese überwinden explizit die Grenzen von Konfessionen oder Religiosität überhaupt und entwickeln etwas Verbindendes, für das ich dankbar bin. Glaube und Religion entfalten so ihre Kraft über die Grenzen der Kirchgemeinden hinaus und werden lebendig auch für diejenigen, die keiner Konfession angehören.

Ich denke, dass ist besonders in einer Zeit sehr wertvoll, wo manche Sicherheiten schwinden und für unsere Generationen nie gekannte Bedrohungen in die Welt kommen. Seien es Klimawandel, die Pandemiesituation oder gesellschaftliche Umbrüche, die auf uns einstürzen: eine starke und zugleich weltoffene Kirche bietet, da bin ich mir sicher, für viele Menschen Halt und Trost und trägt damit zur sozialen Wärme bei.

 

Ich danke Ihnen für die wichtige Arbeit, die Sie leisten und wünsche für die Zukunft von Herzen alles Gute.

Ihre Katja Wolf

Oberbürgermeisterin


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