Evangelische Kirche Mieste
Herzlich willkommen in der Fachwerkkirche Mieste.
Mitten im Ort, umgeben von hohen Kastanienbäumen ist die Kirche mit ihrem großem Sandsteinturm nicht zu übersehen. Von April bis September wird die Kirche von einem Freundeskreis verlässlich geöffnet.
Vor der Kirche erinnern zwei Sandsteinsteelen an den regionalen Reformator Bartholomaeus Rieseberg.
Mieste, mit rund 2000 Einwohnern, liegt am Rande des Naturparkes Drömling. Direkt neben der Kirche steht das Pfarrhaus mit schönem Pfarrpark.
Adressdaten
- Kontakt: Mieste, Riesebergstr. 4
39649 Mieste - 039082 236
- 039082 9187
- ev-kirche-mieste@t-online.de
- http://www.kirche-mieste.de
Daten & Fakten
- Baujahr: 1810
- Besonderheiten: .
- Öffnungszeiten Sommer:
Montag bis Sonntag 10-16 Uhr
1. April bis Erntedank - Öffnungszeiten Winter:
geschlossen - Gottesdienste:
Termine sind auf www.kirche-mieste.de
Profil
Beschreibung
1541 Erste Erwähnung einer Kirche in Mieste
1771 die Kirche im Dorfkern wird neu gebaut, da die alte verzehrt war
1808 großer Brand im Runddorf, auch Kirche und Pfarrhaus brannten ab
1810 Kirche wird mit Eichenfachwerk neu erbaut als gestrecktes, rechteckiges Fachwerklanghaus mit einem dreischiffigen Innenraum, der Hufeisenempore im Westen, die Seitenschiffe umlaufend mit flacher Decke, freistehende Stützen/ Säulen im östlichen Teil mit Kanzelaltar und Pfarrstuhl
1812 dreiteiliger Säulentaufstein wurde im Altarbereich aufgestellt
1884 Bau des 34 m hohen Kirchturmes mit Sand-Bruchstein aus Velpke, Turmspitze mit Schiefer
1905 Erneuerungs- und Veränderungsmaßnahmen, wie das neue Deckentonnengewölbe, Einbau der Rühlmann-Orgel
1950 Einbau der Fenster mit Bleiverglasung
1952/53 Restaurierung des Kanzelaltars nach historischen Fotos und eine schlichte differenzierte Ausmalung der Kirche, Schablonenmalerei helles Tonnengewölbe
1956 Glockenweihe der vier neuen Hartgußglocken mit neuem Glockenstuhl nach Umbaumaßnahmen
1957 elektrische Läuteanlage für zwei Glocken
1961 Automatisierung der Läuteanlage
1962 Einbau von Elektro-Fußheizkörpern
Ende der 60iger Jahre war die Rühlmann-Orgel infolge von Wasserschaden nicht mehr spielbar
1977 Kauf der Schönfeld-Orgel aus der Nikolaikirche in Gardelegen, Aufstellung rechts im Altarbereich
1982/83 Rückbau der Kirchenbänke im Osten, Neuausmalung innen
1985 Kirchendach neu eingedeckt, mit Unterstützung der Partnergemeinde Frankfurt/Main, Bethlehemgemeinde, die die Ziegel in Mieste anliefern ließen, gedeckt von der Miester Dachdeckerfirma Friedrich Wilhelm Bliesener
2005 umfangreiche Restaurierungsarbeiten an der Orgel, 100 Jahre Rühlmann-Orgel mit Wiedereinweihung
2008 Verkauf der Schönfeld-Orgel ins brandenburgische Neuholland
2015 Wiedereinweihung der Kirche nach umfangreichen Restaurierungs- und Malerarbeiten
In Mieste geboren - Gardelegens REFORMATOR BARTHOLOMAEUS RIESEBERG
In der Miester Sauna hörte man dieses Gespräch.
Ein Miester: ,,Bei uns ist der Gardelegener Reformator Rieseberg geboren. Ich weiß sogar wann: am 24. November, da ist Bartholomäustag. An diesem Tag ziehen die Störche nach Süden. Und wo er geboren ist, weiß ich auch: das ist heute Riesebergstraße 46."
Darauf ein Wernitzer: ,,Wenn wir ihn nicht bei uns in Wernitz aufgenommen hätten, hättet ihr Miester ihn totgeschlagen. Sein Miester Stiefvater hat ihn so misshandelt, dass er nach Wernitz kam zu seinen Großeltern und das mit zwei Jahren. Darum heißt euer Dorf noch heute ,,Grob-Miest". Wo er in Wernitz aufwuchs, weiß ich auch. Horst und Edeltraud Aebersold wohnen jetzt auf der Stelle. Heißt neuerdings ,,Am Dorfplatz31".
Aber wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Rieseberg selbst hat seinen Geburtsort immer mit Gardelegen angegeben. Mieste und Wernitz waren kleine Nester, die anderswo keiner kannte.
Die Mieste haben versucht, alles wieder gut zu machen. Sie haben eine Riesebergstraße, einen Riesebergsaal, ein Riesebergfest, ein Riesebergbild, ein Riesebergdenkmal und sogar einen Riesenzwerg - also viel mehr als die Gardelegener.
Beim Opa in Wernitz lernte Rieseberg alles, was ein Bauer können muss. Mit 17 Jahren aber wollte er unbedingt lesen und schreiben lernen. Der Hilfsgeistliche, der Mieste und Wernitz betreute, brachte es ihm bei. Danach ging er sieben Jahre in Gardelegen zur Schule - das war damals ein Pädagogikstudium.
Anschließend, ab 1516, zog er als wandernder Hilfslehrer durch Brandenburg und Mecklenburg, um sich Geld fürs Theologiestudium zu verdienen.
Von 1518 bis 1521 hörte er Luther in Wittenberg und studierte dort. Ein Jahr später diskutierte er öffentlich in Gardelegen mit einem Messpriester lutherisch. Daraufhin wurde er zum Ketzer erklärt, aus der Kirche ausgeschlossen und aus der Stadt verwiesen.
Aber im Geheimen predigte er zu Pfingsten vor Freunden an der Ruine der Weteritzer Kirche. Wahrscheinlich war das die erste evangelische Predigt in der Altmark.
Heute ist die Weteritzer Kirche ein Wohnhaus, in dem gute katholische Leute wohnen.
Prädikant war er dann in einem Magdeburger Nonnenkloster, predigte wieder ,,verkehrt", wurde angeklagt und musste fliehen. Auf der Flucht traf er einen lutherisch gesinnten Kaufmann, der ihn mit nach Hessen, nach Immenhausen nahm. Wieder predigte er lutherisch und wurde vom Stadtrat als Pfarrer angestellt. So wurde er zu einem der ersten Reformatoren Hessens.
Nach einem öffentlichen Streit mit seinem katholischen Kollegen wurde er eingekerkert und in Ketten gelegt.
Die Rieseberglegende berichtet von einer Frau, die ihm eine in Brot eingebackene Feile brachte. Er konnte zu Luther fliehen. Schließlich wurde er ordentlicher Pfarrer in Seyda bei Wittenberg. Fünf Söhne gebar ihm seine Frau.
Wie Pastor Kannengießer in ,,Die Heiden von Kummerow" ackerte er nur mit zwei Kühen.
1539 war Rieseberg für damalige Verhältnisse ein alter Mann, 47 Jahre alt, ließ sich aber doch nach Gardelegen rufen oder schieben, um Luthers Lehre zu verbreiten.
Der Gardelegener Rat war gespalten - mit einer kleinen Mehrheit für Rieseberg. Im PFarrhaus wohnte weiter der katholische Pfarrer und predigte katholisch in Gardelegens Hauptkirche St. Nicolai vor Bürgermeister und dem halben Rat, der zu ihm hielt. Rieseberg zog in eine ehemalige Mönchswohnung und predigte evangelisch in der Marienkirche. Der Brandenburger Kurfürst war nur proforma evangelisch geworden. Nach Außen sollte weiterhin als katholisch aussehen. Seine Kirchenordnung sah auch keinen lutherischen Talar vor. So musste Rieseberg im Messgewand predigen. Später wurden ihm doch alle anderen Geistlichen Gardelegens unterstellt.
Intrigen gegen ihn und Denunziationen beim Kurfürsten waren an der Tagesordnung. Allein in einem Jahr bekam Rieseberg sechsmal einen kurfürstlichen Befehl, Gardelegen zu verlassen. Erst 1547 bezog er das Pfarrhaus. Fünf Jahre später wurder er in einem Prozess in Berlin rehabilitiert. Aber da war seine beste Zeit vorbei. Im Gottesdienst las er nur Lutherpredigten und ließ ausschließlich die alten Lutherlieder singen. Beides traf nicht mehr den Nerv der Gardelegener. Die Zeiten waren ganz andere geworden. Bei der großen Pest 1566 starb er 74 jährig. Nicht lange danach wurde die Kirchturmkugel der Marienkirche erneuert und die Schriftstücke ergänzt. Aber Riesebergs Name taucht nicht mehr auf.
Pf.i.R. Albrecht Warweg, Solpke