St. Gallus

Adressdaten


  • Ortsstraße
    07907 Chursdorf

Beschreibung


Leider ist über die frühe Geschichte des Gotteshauses nichts bekannt. Im 18. Jahrhundert wurde es, wie fast alle unsere Kirchen, grundlegend erneuert, davon zeugt eine Inschrift links hinter dem Altar: "1765 ist Gott zu Ehren die Kirche gemalt worden", doch ist das Gebäude mit Sicherheit bereits vor der Reformation erbaut worden. Das lassen nicht nur die Gestalt des Gebäudes mit dem deutlich abgesetzten Chorraum, sondern auch einige kostbare Reste der Vergangenheit in Form von gotischen und sogar zwei spätromanischen Schnitzfiguren erkennen, auch das Patrocinium des hl. Gallus spricht dafür.
Die ungewöhnliche Gestaltung der Innenausmalung vermag uns zu fesseln. Emporen, Gestühl, Kanzelaltar und teilweise die Wände sind in kraftvollen Blautönen ausgemalt, wobei die Gestaltung den Betrachter an die Malerei Delfter Kacheln erinnert. Dazu berichtet die örtliche Überlieferung, dass ein belgischer Kriegsgefangener im Siebenjährigen Krieg, von Beruf Kachelmaler in Delft, sich durch die Ausmalung der Kirche freigekauft hätte. Wie auch immer – das Ergebnis ist beeindruckend. Leider hat der Maler als Farbe sogenanntes Waidblau verwendet, das als pflanzliches Pigment nicht lichtecht ist und unabwendbar vom Verbleichen bedroht scheint. Vielleicht gelingt es moderner Wissenschaft trotzdem, die wertvolle Ausmalung dauerhaft zu konservieren. Überraschend ist jedoch eine wirkliche Besonderheit. Wenn wir die Bilder am Kanzelkorb ausnehmen, die Jesus als Salvator mundi (Heiland der Welt) und links Marcus sowie rechts Lukas und im Kanzeldeckel die Taube des Heiligen Geistes zeigen, dann ist die übrige Bildausstattung der Kirche vollständig dem Alten Testament entnommen. Die beiden Emporen der Nordseite zeigen oben die sogenannten großen Propheten: "Der Prophet Jesaja 1 / Jeremia 2 / Hesekiel 3 / Daniel 4.", unten werden "Die 12 klein. Pr. Hosea / Joel / Amos / Obadja" genannt. Diese Reihe wird an den beiden Emporen der Südseite vervollständigt: (oben) "Jona / Micha / Nahum / Habacuc" (unten) "Zephanja / Haggai / Sacharja / Maleachi". Diese Bezeichnungen sind den Bildern beigegeben, indem sie an der Unterseite der Emporen angebracht wurden. Der Maler war offenbar kein "Fachmann", abgesehen natürlich von seinem wirklichen Können als "Kachelmaler". Eingehende Kenntnis, wie er die Bilder gestalten könnte, besaß er wohl nicht, stattdessen nutzte er die Bilder einer Gutenbergbibel, wahrscheinlich eines Nachdruck des 17. oder 18. Jahrhunderts, die ihm vielleicht der Ortspfarrer vorlegte. Der Zeichner der Holzschnitte ist unbekannt, nur seine Initialen kennen wir: S. M. Er stammt vielleicht aus dem Bereich Lukas Cranach des Älteren. Das führt dazu, dass die Bilder zwar im Einzelnen sehr schön, jedoch im Allgemeinen etwas schematisch und kaum genau zu "lesen" sind, wie man damals sagte. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wie etwa Jona, der durch den beigefügten "Walfisch" deutlich erkennbar wird. Die anderen Teile der Kirche sind mit schönen und sehr lebendigen Mustern bemalt, die trotz des überall verwandten Blau nicht eintönig wirken. Die seit Jahren geplante Restaurierung wäre sehr zu wünschen, zumal die Malerei nicht nur vom Ausbleichen, sondern großflächig vom Verfall bedroht ist. Das betrifft auch den Taufstein, der vielleicht noch spätromanisch ist und einst bemalt war, jetzt aber bis auf geringe Farbreste nichts mehr aufweist.
Eine Reihe von gotischen Schnitzwerken, die offenbar einer einst vorhandenen Altartafel zugehören, sind an der Rückwand hinter dem Kanzelaltar angebracht: Links oben eine Maria mit dem Kind auf dem Arm, jedoch ohne Krone o. dgl., darunter eine vielleicht spätromanische thronende Maria mit dem Kind auf dem Schoß, im Fenster eine vielleicht ebenfalls spätromanische, stark verwitterte Figur des Schmerzensmannes. Rechts oben ein Diakon mit Evangelienbuch, darunter ein Bischof, leider ohne Attribut. Zwei an der Seite rechts angebrachte Sockel sind leer, die Figuren nicht mehr vorhanden. Eine (zu kleine) Engelsfigur dient offensichtlich als Lückenbüßer.
Die musikgeschichtlich größte Kostbarkeit der Kirche ist jedoch ihre Orgel. 1753 erbaute sie der Orgelbauer Johann Paul Trampel, der Vater der berühmten Orgelbauerdynastie Trampeli in Adorf. Er hatte seinen Namen noch nicht „italienisiert“, was seine Söhne, dem Zeitgeschmack folgend für nötig hielten. Trampel hat zwar etwa 50 Orgeln gebaut, doch ist bisher kein anderes erhaltenes Werk bekannt. 1998 / 99 hat die Orgelbaufirma Eule in Bautzen das Instrument gründlich überholt.
Unter der Westempore wurde schon vor Jahren ein Gemeinderaum eingebaut, der das Erscheinungsbild des Kirchsaales jedoch nur wenig beeinträchtigt. An seiner Zugangstür vom Kirchsaal her ist das einzige nichtbiblische Bild der Kirche gemalt, das aber keine Deutung erlaubt. Leider ist der kleine Raum in einem wenig ansprechenden Zustand.
Vom Turm rufen drei Glocken, eine 1517 von Rosenberger in Schleiz, zwei 1920 und 1975 von Schilling in Apolda gegossen.