St. Jodokus

Adressdaten


Daten & Fakten


  • Baujahr: 1193 erste Erwähnung, 1480 erbaut
  • Baustile: Kreuzgratgewölbe, gotische Fenster
  • Besonderheiten: mittelalterliche Wallfahrtskirche, Bornkindel, Tetzelkasten
  • Öffnungszeiten Sommer:
    nach Anfrage
  • Öffnungszeiten Winter:
    nach Anfrage

Profil


Gottesdienst - Bei uns findet regelmäßig Gottesdienst statt. Führungen - Wir bieten auf Nachfrage Führungen an. Kirchenführer - Wir bieten einen gedruckten Kirchenführer. Veranstaltungen - Wir führen besondere Veranstaltungen durch (z.B. Konzerte oder Ausstellungen).

Beschreibung


Dem Reisenden auf der Straße von Schleiz nach Gera fällt schon aus der Ferne der schlanke, 53 Meter hohe gotische Turm mit seinem spitzen Helm auf. Fahren wir in das Dorf, erkennen wir schnell, dass die für den kleinen Ort sehr große Kirche eine bedeutende Vergangenheit haben muss. Tatsächlich war Rödersdorf einst Wallfahrtsort mit einer Pietá (Maria mit dem toten Christus auf dem Schoß), die als wundertätig galt. Dazu passt, dass Rödersdorf einst zwei Ablassmärkte zu Pfingsten und im Herbst abhielt. Heute noch wird im Herbst der „Abbelsmarkt“ abgehalten, allerdings "nur" als Kirchweihfest, ohne dass Ablässe verkauft werden.
1193 wird schon von der Errichtung einer Kirche berichtet. 1340 und 41 erteilten Papst Benedict XII. und Bischof Witicho I. von Naumburg einen Ablass bzw. bestätigten ihn. Damit sollte das Gotteshaus gefördert werden. In dem Ablaßbrief von 1340 wird Jodocus als Schutzpatron genannt.
1480 wurde die Kirche vom Deutschen Orden neu erbaut. Dabei erhielt das Gebäude sein heutiges, von der Gotik geprägtes Aussehen. 1598 wurde es durch Blitzschlag zerstört, jedoch bereits im gleichen Jahr erneuert.
Im Inneren birgt es eine Fülle kostbarer Schätze. Dazu gehören Reste eines Glasfensters der Spätgotik, zwei Scheiben, die eine Kreuzigungsgruppe und den Heiligen Jodocus zeigen. Im Triumphbogen hängt, den Raum prägend, ein prächtiges großes Gemmenkreuz. Erst bei näherer Betrachtung erkennt man, dass ein altes, kleineres Kreuz mit einem gotischen Korpus auf ihm angebracht ist. Katrin Gensch hat das große Kreuz geschaffen, Gerhard Seidel bemalt. Dazu kommt ein Schnitzaltar aus der Hand des Saalfelder Bildschnitzers Hans Gottwald von Lohr. Seine letzte Renovierung bzw. Restauration war 1998. In Mittelschrein steht eine Pietá, neben ihr links Bartholomäus und rechts ein nicht zu identifizierender Bischof dargestellt. Im linken Flügel sind Ursula (bekannt durch die Legende von den 11000 Jungfrauen) und Lucia, rechts Anna selbdritt und Katharina dargestellt. Auf der Rückseite des linken Flügels sind Barbara und Dorothea zu sehen. Rechts //// Im Gesprenge, das einfach gestaltet ist, steht der Auferstandene, jedoch ohne Siegesfahne o. ä. Die Predella enthält eine moderne Darstellung des Heiligen Abendmahls, frei nach Leonardo da Vinci gestaltet und nicht bemalt. Ausgeführt hat auch diese Schnitzerei Katrin Gensch. Ein weiterer Schnitzaltar aus der Werkstatt des berühmten Bildschnitzers Lendenstreich ist auf der Südseite angebracht. Er ist deutlich älter als der Hauptaltar und wurde 2011/12 restauriert. In seinem Mittelbild steht Maria mit dem Kind, links von ihr Jodocus (oder Veit?), rechts Sebastian. Im linken Flügel steht ein nicht zu identifizierender Bischof, neben ihm Barbara, im rechten (vielleicht) und der Bischof Wolfgang. Gesprenge und Predella fehlen. An der Nordseite des Kirchenschiffs steht eine einzelne Pietá, die möglicherweise das einst verehrte Wallfahrtsbild ist. Ein Taufstein der Renaissancezeit, datiert 1608, zeigt zwei Reliefs, die Taufe Jesu und die Kindersegnung mit den Worten des Herrn(ohne Zwischenräume): "LASSETDIEKINDLEINZUMIRKOMMENUNDWEHRETIHNENNICHTDANSOLCHERISTDASREICHGOTTES Marc IX." Oben ist auf dem Rand umlaufend eingehauen: ANNOCHRISTI 1608 XVIII FEBRUA L+P (das fehlende R ist vielleicht durch eine Beschädigung verursacht). Im Altarraum steht noch eine eisenbeschlagene Einbaumtruhe, im Volksmund die Tetzeltruhe genannt. Sie hat allerdings mit dem berüchtigten Ablasshändler der Lutherzeit nichts zu tun. Auch eine Sakramentsnische an der Ostwand ist gut erhalten, in ihr steht (allerdings unbekleidet und damit symbolfremd, denn der Sinn dieser Figur und ihrer Darstellung besteht ja darin, dass wir ihr Kleidung und Nahrung bzw. Geborgenheit schenken) eine Bornkinnelfigur. Eine Tür in der Nordwand führt in die etwas tieferliegende Seitenkapelle. Hier ist eine verhältnismäßig große Piscina mit ihrem Abflußloch noch erhalten. Im Raum stehen eine Reihe von nicht sehr gut erhaltenen Figuren, die zum größten Teil nicht mehr identifizierbar sind. Erkennbar sind, Proculus (?),
Wolfgang (?), Mauritius(?) sowie, als einziger sicher zu bestimmen, Pantaleon, erkennbar an dem Nagel, der ihm in den Kopf geschlagen wurde und den zum Kopf erhobenen Händen. Es handelt sich wahrscheinlich um Figuren aus einem oder mehreren gotischen Schnitzaltären. Eine Christusfigur vervollständigt diese Reihe. An der Seite befinden sich noch fünf Reliquiare, Büsten mit den charakteristischen Öffnungen zur Aufnahme der Reliquien Diese sind allerdings nicht mehr erhalten.
1998 beseitigte man erhebliche Schäden an Mauerwerk, Fenstergewänden und Portalen sowie dem Turm. Im darauf folgenden Jahr wurde die Kirche auch innen renoviert.
Die 1895 von Ernst Poppe in Schleiz gebaute Orgel ist heute recht sanierungsbedürftig. Sie löste seinerzeit ein Instrument von Johann Tobias Hiebe in Schleiz ab. Im Hintergrund steht auf der Orgelempore ein interessanter zweitüriger Stollenschrank der Renaissance.
Im Turm hängen drei Glocken.