Emmauskapelle Raila

Adressdaten


  • Raila
    07929 Raila

Beschreibung


Begonnen hat in Raila alles damit, dass durch den Rat des Kreises Schleiz die Anlage eines Friedhofs veranlasst wurde. Dazu gehörte natürlich eine Leichenhalle. Die Railaer Einwohner waren sich bald einig: So oft stirbt in unserem Dorf niemand – wenn wir die Halle etwas größer bauen, dann kann der Pfarrer kommen und in Raila Gottesdienste halten. Da der Bürgermeister ein katholischer Flüchtling aus dem Sudetenland war und die Sache unterstützte, lief bald alles wie am Schnürchen. Aber als dann auch ein kleiner Kirchturm entstand (wie sieht denn eine Kirche ohne Turm aus?), da wurden die Herren vom Kreis stutzig. Es war ja die Zeit, da Walter Ulbricht in Stalinstadt, heute Eisenhüttenstadt, sagte, in einer sozialistischen Stadt sei nur für Rathaus- und Feuerwehrturm Platz. Also hieß es zunächst „abreißen“! Aber da weigerten sich die Railaer. Durch den Pfarrer verständigt schaltete sich die Landeskirche in die Verhandlungen ein, und es wurde schließlich eine Regelung gefunden: die Landeskirche übereignete den Vertretern des Staates ein großes Schulgrundstück mitsamt den darauf stehenden Gebäuden, wofür die Kapelle mit der dazugehörigen Baufreiheit und dem ungehinderten Zugangsrecht in das Eigentum der Kirchengemeinde überging. Kein faires, aber ein „gutes“ Geschäft für die kleine Gemeinde. 1957 konnte die Einweihung gefeiert werden.
Die Ausmalung der aus bossierten Diabassteinen gebauten Kirche übernahm der Geraer Kurt Thümmler. Das Hauptbild über dem Altar zeigt, passend zum Namen des kleinen Gotteshauses, Jesus, wie er den beiden Jüngern in Emmaus das Brot bricht. Rechts, über der Taufe die Jungfrau Maria, "Sie empfing vom Heiligen Geist" und an der rechten Seite die Steinigung des Stephans. Die Kanzel ist unkonventionell bemalt, Christus umgeben von alttestamentlichen Gestalten: Dem Priesterkönig Melchisedek, den Propheten Jona und Daniel sowie dem König David. Ergänzt wird die Ausstattung der Kirche von sechs Betonglasfenstern des Altenburger Künstlers Medardus Höbelt. Sie zeigen links Geburt, Passion und Auferstehung und rechts die Taufe, das Christuslamm (als Sinnbild der Beichte) und das Abendmahl, alles in stark stilisierter Form.
Eine kleine Orgel der Firma Sauer komplettiert schließlich die Einrichtung.
Im Turm hängen zwei vom damaligen Landesbischof Mitzenheim gestiftete Glocken. 2000/2001 wurde die Kirche das letzte Mal innen und außen renoviert.