Kirche Denstedt

Robert Neuwirt
Kirche Denstedt

In der Kirche in Denstedt finden regelmäßig Gottesdienste statt; im Gemeindebrief "Schaukasten" werden alle Termine regelmäßig veröffentlicht.

Außerdem organisiert Michael von Hintzenstern ein breites Jahresprogramm für Orgelkonzerte an der Lizst-Orgel in Denstedt.

Die Denstedter Kirche ist hell und freundlich. Die Bänke der Kirche werden mit Sitzheizungen versehen, so dass es demnächst nicht mehr so kalt in der Kirche ist, wenn die kalte Jahreszeit einzieht.
Ehepaare können sich gern bei Pastorin B. Reinefeld-Wiegel melden, wenn Interesse an kirchlichen Hochzeiten besteht.



Adressdaten


Beschreibung


Im Jahre 874 gehörte "Denesti" zu den 155 Dörfern in Thüringen, in denen das von Bonifatius gegründete Reichskloster Fulda Zehnrechte hatte. Bevor "Weimar" in einer Urkunde 899 genannt wurde, bestanden schon Verbindungen zu der Klosterzentrale, deren Mönche durch ihre Hymnen die Kirchenmusik in den kleinen Ort mitbrachten.
Um 1200 errichteten die Herren von Denstedt eine Burg, die den Übergang über die Ilm sicherte. Die Rittergutsbesitzer waren Patronatsherren der Kirche und sorgten für mehrfache Um- und Erweiterungsbauten. Aus dem mittelalterlichen Kirchengebäude blieben das Chorgestühl für die zelebrierenden Priester und ein Kruzifixus erhalten. 1525 wurde von Weimar aus die Reformation eingeführt. 1640 mußte die Dorfbevölkerung in die Weimarer Vorstadt St. Jakob fliehen, da der Ort von schwedischer Soldateska verwüstet worden war.
1785 führte der Weimarer Generalsuperintendent Johann Gottfried Herder den Pfarrer Johann Friedrich Demelius in sein Amt ein. In jenen Jahren war Goethe oft im Denstedter Schloß zu Gast (siehe Tagebücher 1776 bis 1831, am 28. März 1779 heißt es da z.B.: "früh Denstedt. Abends Iphigenie geendet.")
Im Sommer griff ein Brand vom Pfarrhausdach durch Funkenflug auf die Kirche über und zerstörte den oberen Turm, das Dach des Kirchenschiffs und die Inneneinrichtung. Der Wiederaufbau erforderte große Opfer. 1815 fertigte Meister Friedrich Weber aus Wickerstedt bei Apolda den hohen Kanzelaltar und den hölzernen Träger der Taufschale. Sechs Fenster wurden eingesetzt und die Emporen neu errichtet. Aus der Johanneskirche zu Jena kaufte man zwei Glocken, die nicht harmonierten. Als eine zersprang, wurden beide 1846 umgegossen. Aus Bösleben bei Ilmenau wurde eine alte Orgel erworben, die 1857 nicht mehr spielbar bar.
Das Altarkreuz stiftete Zar Nikolaus I., das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, als er 1838 seine Schwester, die Großherzogin Maria Pawlowna, besuchte.
Im Juni 1859 erklärte sich der Patronatsherr Wassily von Wegener-Linker bereit, zusammen mit seinem Bruder Carl eine Orgel zu stiften. Einer ihrer Vorfahren war 1710 Taufpate bei Wilhelm Friedemann Bach, dem ersten Sohn des Hoforganisten Johann Sebastian Bach. Die Disposition für das neue Werk entwarf der Weimarer Stadtorganist Professor Johann Gottlob Töpfer (1791-1870), der als wichtigster Orgelbautheoretiker des 19. Jahrhunderts gilt. Er gab den Auftrag an die Orgelbauanstalt der Gebrüder Carl, Wilhelm und August Peternell in Seligenthal bei Schmalkalden. Bei der Einweihung am 15. Januar 1860 saß Töpfer an der Orgel. In seinem Abnahmebericht des zweimanualigen Instrumentes mit 19 Registern lobte er die handwerkliche und klangliche Qualität der Orgel.
Der Tiefurter Kantor und spätere Weimarer Hoforganist Alexander Wilhelm Gottschalg (1827-1908), ein Schüler Töpfers, führte hier mit dem Weimarer Hofkapellmeister Franz Liszt (1811-1886) "Orgelconferenzen" und "Privatkonzerte" durch. Das 1980 aus einem "Dornröschenschlaf" befreite Orgeldenkmal wurde 1993 einer Generalreparatur durch die Firma "Förster & Nicolaus" (Lich/Oberhessen) unterzogen und 2010/2011 vom "Orgelbau C. Rühle" (Moritzburg) restauriert.
Zuvor waren 1989 der Turm und 1991 das Kirchendach neu gedeckt sowie 1991/1992 das Kirchenschiff unter denkmalpflerischen Gesichtspunkten renoviert worden.
Zu den Besonderheiten des Gotteshauses gehören sechs Grabplatten und ein Epitaph aus dem 16. Jahrhundert, die an der Süd- und Nordwand des Altarraumes ihren Platz fanden. Vier von ihnen wurden 1992 bei Bauarbeiten in einem Meter Tiefe unter dem Holzfußboden geborgen, von Steinmetzmeister Volker Stiefel in Weimar überholt und 1996 aufgestellt. Sie stammen allesamt von Angehörigen der Familie von Thangel, welche seit 1586 das Schloß besaß und das Patronat über die Kirche innehatte, bis sie 1668 Denstedt verließ und nach Saubach bei Kranichfeld wechselte, das später in Thangelstedt umbenannt werden sollte.

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