Elbschifferkirche Priesitz

Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert



Adressdaten


Daten & Fakten


  • Baujahr: 1300
  • Baustile: Ursprung romanisch
  • Öffnungszeiten Sommer:
    9-18 Uhr
  • Öffnungszeiten Winter:
    Auf Anfrage
  • Gottesdienste:
    Zweimonatlich sonntags 11.00 Uhr und zu besonderen Anlässen.

Profil


Rad- oder Wanderweg - Wir liegen an einem Rad-/wanderweg. Gottesdienst - Bei uns findet regelmäßig Gottesdienst statt. Trinkwasser - Bei uns gibt es Trinkwasser in der Nähe. Führungen - Wir bieten auf Nachfrage Führungen an. Kirchenführer - Wir bieten einen gedruckten Kirchenführer.

Beschreibung


Vermutlich im 13. Jahrhundert ist die Priesitzer Kirche im romanischen Stil erbaut worden.
Das unterschiedliche Baumaterial kündet von der Sparsamkeit und Bescheidenheit der damaligen Bauherren. Verschiedene Ziegel-steine, Feldsteine und Raseneisenerz (eisen-haltiges Gestein, das in der Umgebung und beim Bau von Brunnen zu finden war) wurden verwendet. Kleine schmale Rundbogenfenster aus der Entstehungszeit sind an der Außenseite des Ostgiebels noch zu erkennen. Erst später hat man sie zugemauert und durch größere ersetzt. Statt eines Glockenturms ist im 17. Jahrhundert der Fachwerkanbau am westlichen Giebel entstanden.
Der langgestreckte Priesitzer See, an dessen Ufer die Kirche erbaut wurde, ist ein Teil des schiffbaren ursprünglichen Hauptstroms der Elbe. Infolge von natürlichen Veränderungen und von Eingriffen durch den Menschen fließt die Elbe jetzt etwa 1000 Meter weiter östlich an Priesitz vorbei.
Während des 30-jährigen Krieges wurde das Dorf, das um die Kirche herum angelegt war, fast völlig zerstört. Danach haben sich die Bewohner weiter oben, sicherer vor dem Hochwasser der Elbe, angesiedelt. Kirche und Friedhof blieben allein am alten Standort zurück. Vom letzteren kündet noch ein Grabstein auf der Wiese.
Nicht nur den Priesitzern, auch Schiffern und Fischern, die auf der Elbe unterwegs waren, diente die Kirche von alters her als Andachtsstätte.
Blickfang im Inneren des schlichten Gotteshauses ist der gotische Flügelaltar. Vermutlich waren es Elbschiffer aus Böhmen, die das um 1500 entstandene Kunstwerk nach Priesitz gebracht haben.
Im Mittelteil steht auf einer Mondsichel Maria als Himmelskönigin. Sie trägt den Jesusknaben auf ihrem Arm. Umgeben ist sie von Heiligen, den Fürsprechern der Gläubigen vor Christus.
Zu ihrer Rechten sehen wir den Heiligen Wenzel. Er war der erste christliche Herzog Böhmens und gilt auch heute noch als Schutzpatron dieses Landes. Er wurde 927 ermordet. Zur linken steht die Heilige Katharina von Alexandrien, eine gebildete junge Christin (Buch als Attribut). Sie starb als Märtyrerin im Jahr 307 in der großen Christenverfolgung unter Kaiser Maximilian
Auf dem rechten Flügel trägt Christophorus (gestorben um 250) das Christuskind auf seiner Schulter. Ganz rechts steht der Heilige Adalbert. Er war Bischof von Prag und ging als Missionar zu den Pruzzen (Ostpreußen), wo er 997 ums Leben kam. Er ist ein beliebter Schutzheiliger der Elbschiffer.
Im linken Flügel steht eine junge Frau, vermutlich die Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute. Ihr Attribut, es könnte ein Turm in ihrer Hand gewesen sein, ist verloren gegangen. Die schöne Tochter eines heidnischen Vaters wurde von ihm in einem Turm eingesperrt. Weil sie sich trotzdem gegen seinen Willen taufen ließ, musste sie am 4. Dezember im Jahr 306 sterben.
Links außen trägt die Heilige Anna Selbdritt, die Großmutter Jesu, ihre Tochter Maria und ihr Enkelkind auf den Armen. Sie war im späten Mittelalter eine beliebte Heilige, auch Martin Luther war sie vertraut. „Hilf, Heilige Anna, ich will ein Mönch werden!“ rief der im Wald vom Gewitter Überraschte.
Die gemauerte Kanzel, ein alter Mühlstein dient als Fußboden, entstand im 17. Jahrhundert.
Am 18. August 2002 hat das Elbehochwasser auch dieses idyllische Fleckchen erreicht und die Kirche wie die umliegenden Häuser zwei Meter tief in den Fluten versinken lassen. Viel Hilfe von zahlreichen Gemeindegliedern, von staatlichen und kirchlichen Stellen sowie von der Stiftung Denkmalschutz machte eine großzügige Sanierung möglich. Auch die im Januar 1942 für die Rüstung ausgebaute zweite Glocke konnte in Lauchhammer neu gegossen werden.
Zusammen mit ihrer kleineren Schwester hat sie am 12. September 2004 mit ihrem Geläut zum ersten Gottesdienst in das sanierte Gotteshaus eingeladen, zu dem sich eine große Zahl dankbarer Besucher eingefunden hat.
Möge die Kirche noch lange Zeit den Einwohnern und Gästen für Gottesdienste und andere Feste, zur stillen Einkehr oder einfach nur zur Freude an ihrer schlichten Schönheit bewahrt bleiben.
Priesitz gehört zur evangelischen Kirchengemeinde Pretzsch mit den weiteren Orten Sachau, Merschwitz und Körbin. Der für die Pfarrstelle Bad Schmiedeberg-Pretzsch zuständige Pfarrer hat seinen Dienstsitz in Bad Schmiedeberg.

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