PM 158 | 17.11.2021
Bericht von Regionalbischof Stawenow zu Beginn der Synodentagung

„Blick und Herz auf die richten, die uns brauchen“

Mit einem Bericht von Propst Dr. Christian Stawenow begann heute die Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt. Der Regionalbischof sprach stellvertretend für Landesbischof Friedrich Kramer, der coronabedingt nicht an der Tagung teilnehmen kann und eine Videobotschaft an die Synodalen gesandt hat. Stawenow hielt unter anderem ein Plädoyer für den sonntäglichen Gottesdienst, offene Kirchen, solidarisches Verhalten und diakonisches Engagement.

Angesichts sinkender Gemeindegliederzahlen warnte Stawenow davor, hauptsächlich den Selbsterhalt im Blick zu haben. Es gehe darum, „den Blick und das Herz auf die richten, die uns als Gemeinde und Kirche brauchen“. Er warb für ein starkes diakonisches Engagement, insbesondere für Geflüchtete und Bedrängte, und forderte sofortige Hilfe für die Flüchtlinge an der belarussisch-polnischen Grenze. „Es ist nicht zu ertragen, dass auf dem Rücken von Flüchtlingen Machtpolitik betrieben wird. Es gibt andere Lösungen als Menschen dort frieren, erfrieren zu lassen.“ Er sieht es als großes Thema der Kirche, „wie wir diakonisch und seelsorgerlich unterwegs sind“.

„Der Glaube braucht Orte und Zeiten, braucht Stille und Musik, braucht Einkehr und Zuwendung in Zeichen und Wort, alle Sinne sind beteiligt“, betonte Stawenow in seinem Plädoyer für den sonntäglichen Gottesdienst. Die Kirchen seien Raum der Gottesbegegnung und müssten für alle offen sein. „Zugleich wissen wir aber auch, dass Gott nicht in von Menschenhand gemachten Tempeln wohnt, sondern unsere Herzen Tempel des Heiligen Geistes sein sollen“, so Stawenow. Die Anbetung Gottes sei zu allen Zeiten und an allen Orten möglich.

Der Regionalbischof sprach sich dafür aus, die Schwellen für die Einladung in die Kirchen zu senken. Niemand müsse Angst vor weltlichen Trauerfeiern, Konzerten und Veranstaltungen haben. „Die Kirche ist ein heiliger Ort. Aber das Heilige wird nicht durch das Weltliche entweiht. Eher ist es umgekehrt. Das Göttliche heiligt das Weltliche“, sagte Stawenow.

Lobenswert fand er das Verhalten der Christen und Christinnen in Nordhausen, die nach der Verwüstung in der Frauenbergkirche durch einen afghanischen Muslim das Zeichen der Entschuldigung angenommen hätten. „40 Flüchtlinge waren gekommen. Sie legten Blumen vor dem Altar ab. Da ist der Himmel offen“, so der Regionalbischof. „Wir sind klug, wenn wir solchen Erfahrungen folgen und unsere Kirche als Orte der Gottesbegegnung, der Jesusbegegnung, der Menschenbegegnung, des Trostes und der Versöhnung erhalten, pflegen und offenhalten. Unsere Gottesdienste und unsere Orte für den Gottesdienst sind ein großer Schatz“.

Weiterhin warb der Bischof für solidarisches Verhalten im Sinne Jesu, der ein Herz für die Schwachen, Geschundenen, Ausgegrenzten, die in ihrer Eitelkeit oder in ihrem Reichtum Verfangenen gezeigt habe. In der verschärften Coronalage gehe es um Ängste, um Sichtweisen, ums Impfen. Er sieht „eine der allergrößten Aufgaben darin, ansprechbar für die Mühseligen und Beladenen zu sein“. Sein Vorschlag zur Lösung von Konflikten: „Sanftmütig und demütig zu sein, das könnte eine gute Wegbereitung werden.“

Hintergrund:
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.

Hinweise:
Sämtliche Unterlagen zur Landessynode finden Sie unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/2-tagung-der-iii-landessynode-vom-17-bis-20-november-2021-in-erfurt.html

RÜCKFRAGEN

Friedemann Kahl, 0151-59128575, oder Ralf-Uwe Beck, 0172-7962982


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