PM 003 | 12.01.2018
Brief der Leitenden Geistlichen zum Ende des Reformationsjubiläums

„2017 war kein Jahr der konfessionellen Abgrenzung“

In einem gemeinsamen Brief an die Kirchengemeinden haben die Leitenden Geistlichen der Bistümer Erfurt und Magdeburg, der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sowie der Evangelischen Landeskirche Anhalts das Reformationsjahr 2017 als Jahr der Ökumene gewürdigt. An vielen Orten sei eine „neue Qualität der Ökumene“ zu spüren gewesen. Zugleich nehmen die Geistlichen die Zukunft des Miteinanders der Konfessionen in den Blick, das in den kommenden Jahren weiter vertieft werden müsse. Der Brief erreicht die Gemeinden im Vorfeld der Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar 2018.

Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte, liebe Schwestern und Brüder,

in der kommenden Woche begehen wir die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Das ist für uns evangelische und katholische Leitende Geistliche in Sachsen-Anhalt und Thüringen Anlass für einen Rückblick und einen Ausblick nach dem Reformationsjahr 2017. Denn uns ist es ein großes Herzensanliegen, dass die Erfahrungen dieses Jahres Wirkung zeigen.

2017 war ein ökumenisches Jahr und kein Jahr der konfessionellen Abgrenzung. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die „neue Qualität der Ökumene“, die 2017 an vielen Orten zu erleben war, in unseren Kirchen weiter und vertieft erfahren wird. Darin stärkt uns, wenn wir gemeinsam den Blick auf Jesus Christus richten und unseren gemeinsamen Auftrag, das Evangelium allen Menschen zu verkünden, wahrnehmen.

Wir haben im Jahr 2017 miteinander die Kirchentage auf dem Weg begangen und dabei und bei vielen anderen Gelegenheiten miteinander Gottesdienst gefeiert. Wir haben theologisch gearbeitet und sind auf verschiedenen Ebenen ins Gespräch gekommen. Wir danken allen, die haupt- und ehrenamtlich zum Gelingen dieser vielfältigen Veranstaltungen beigetragen haben. An dieser Stelle möchten wir einmal besonders den konfessionsverbindenden Paaren und Familien danken, die durch ihr alltägliches Leben, Gebet und Zeugnis Wegbereiter für diese ökumenische Gemeinsamkeit sind. Wir versprechen Ihnen, Sie nach Kräften zu unterstützen und zu begleiten.

Wir nehmen voll Freude wahr, wie viele ökumenische Initiativen es in unseren Gemeinden gibt. An vielen Orten gibt es regelmäßige ökumenische Treffen und Gottesdienste. Gemeinsam machen sich Christinnen und Christen in Diakonie und Caritas und anderen Zusammenschlüssen für soziale Projekte in unserem Land und der ganzen Welt stark. Ökumenische Bibelwochen und Kanzeltausch, aber auch gegenseitige Gastfreundschaft und wechselseitige Nutzung von Räumen gehören für viele zum Alltag. In der Kirchenmusik werden konfessionelle Trennungen überwunden und weiterhin finden ökumenische Friedensgebete statt (wir alle wissen, welch großartige Wirkung diese 1989 hatten). Wir glauben, dass diese und die vielen hier nicht genannten ökumenischen Initiativen wirksame Schritte auf dem Weg zur Einheit der Christen sind. Deshalb bitten wir Sie: Bleiben Sie auf diesem Weg!

Die Strukturveränderungen in unseren Kirchen machen Ökumene nicht einfacher, aber wir brauchen in Zeiten abnehmender Ressourcen die Gemeinsamkeit der Christen besonders. Wir halten es für wichtig, in der alltäglichen Planung den Partner im Blick zu haben. Suchen Sie bitte nach kreativen Wegen, sich auszutauschen und voneinander zu wissen. So kann gelingen, dass wir regelmäßig füreinander in unseren Anliegen beten. Eine weitere Erfahrung aus dem Jahr 2017 wollen wir Ihnen ans Herz legen: Wo auf den Plätzen zum gemeinsamen Mahl eingeladen wurde, ließen sich die Menschen ansprechen. Sie haben ein freundliches Gesicht von Kirche erlebt und so vielleicht eine Ahnung von unserem menschenfreundlichen Gott bekommen. Suchen Sie bitte nach Möglichkeiten, daran anzuknüpfen, damit die Botschaft des Evangeliums viele erreicht. Wir bitten Sie, auch die anderen christlichen Kirchen einzubeziehen, etwa auf Ebene der örtlichen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) oder vergleichbarer Arbeitskreise.

Auch auf der Ebene der Bistümer und Landeskirchen wollen wir die Aufbrüche dieses Jahres fortführen. Wir Bischöfe und Bischöfin haben uns vorgenommen, vor wichtigen Entscheidungen in gesellschaftlichen und ethischen Fragen das Gespräch mit den Partnern zu suchen. So wollen wir, so oft es geht, mit einer Stimme sprechen. Auch bei Weiterbildungen für Haupt- und Ehrenamtliche und bei Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien wollen wir zukünftig noch enger zusammenarbeiten und uns ökumenisch abstimmen. Wir werden regelmäßig gemeinsam überlegen, wo neue Impulse für das ökumenische Gespräch nötig sind.

Wir sind mit den ökumenischen Erfahrungen dieses Jahres reich beschenkt worden und wollen den begonnenen Weg weitergehen. Sie als Haupt- und Ehrenamtliche in den Gemeinden dürfen dabei auf unsere Unterstützung zählen. Wir schließen uns der Gebetsgemeinschaft derer, die um die Einheit der Christenheit bitten, an – in der Gewissheit, dass der Herr uns zeigen wird, was wir dazu beitragen können und sollen.

Gehen Sie mit Gottes Geleit und Segen in das gerade begonnene Jahr 2018!

 

Bischof Dr. Gerhard Feige, Bistum Magdeburg
Landesbischöfin Ilse Junkermann, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
Kirchenpräsident Joachim Liebig, Evangelische Landeskirche Anhalts
Bischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bistum Erfurt

 

RÜCKFRAGEN

Solveig Grahl, 0162-2048755, Friedemann Kahl, 0151-59128575


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