PM 72 | 06.07.2010
Friedensgebet gegen Rechtsrock-Konzert der NPD

Auch Kirche wird zur Zielscheibe von rechtsradikalen Angriffen
Pfarrer warnt vor hasserfüllter Hetze in Nazi-Liedern

Evangelische Christen aus Gera unterstützen die Aktionen gegen ein geplantes Rechtsrock-Konzert der NPD in ihrer Stadt mit einem ökumenischen Friedensgebet. Dazu laden die Kirchengemeinden am kommenden Samstag (10. Juli) gemeinsam mit den Katholiken und den Freikirchen um 11 Uhr in die Trinitatiskirche ein. Sie protestieren damit gleichzeitig gegen Vorfälle mit rechtsradikalem Hintergrund, die sich im Vorfeld des Konzertes häufen.

So wurden systematisch Plakate für das Friedensgebet in vier Nächten in Folge an der Trinitatiskirche herunter gerissen. Gleichzeitig wurden rechtsradikale Aufkleber mit Drohungen an der Tür der Kirche platziert. Es gab einen Brandanschlag auf den Briefkasten eines Geraer Verbandes, der Opfer rechtsradikaler Gewalt berät. Außerdem wurden fünf sogenannte Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Opfer des Nationalsozialismus im Stadtzentrum geschändet. Damit verbunden tauchten Hetzartikel im Internet auf.

„Zum wiederholten Mal versuchen rechtsradikale Gruppen, Gera als Aktionsort zu nutzen. Als Christen setzen wir diesem Treiben über konfessionelle Grenzen hinweg gemeinsam unseren Mut und Glauben entgegen. Wir wollen für ein offenes, tolerantes und friedliches Zusammenleben in unserer Stadt beten“, sagt Pfarrer Michael Kleim. „Als Christen bekennen wir uns zu einem Gott, der alle Menschen gleichwertig geschaffen hat und der uns die Kraft der Liebe zumutet. Vor 20 Jahren haben wir mit Hilfe dieses Glaubens die Demokratie erstritten. Heute werden wir sie zu verteidigen wissen“, so der stellvertretende Superintendent aus Gera.

Er verwahrt sich gegen die Meinung, die Konzerte nicht so ernst zu nehmen. „Hören Sie genau hin! Rechtsrock ist keine Kunstrichtung, es ist der blanke Hass. Mit krimineller Energie, Gewaltphantasien, Demokratiefeindschaft und Menschenverachtung versuchen rechtsradikale Organisationen, gezielt junge Menschen zu rekrutieren.“ So zitiert der Pfarrer eine Liedzeile der Band „Frontalkraft“: „Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen. Weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen. Rot ist das Blut auf dem Asphalt“.

Die Gruppe „Frontalkraft“ gehört zu den Bands, die am 10. Juli in Gera auftreten sollen. „Es bleibt nicht beim bloßem Gesang. Die musikalischen Schreibtischtäter geben den Takt an, und nicht wenige der Zuhörer versuchen, die Gewaltphantasien ihrer Idole umzusetzen“, so Kleim. Er fordert auch Menschen aus anderen Orten auf, die Gegenaktionen am 10. Juli zu unterstützen.

Hintergrund:
Beim „Rock für Deutschland“ sollen fünf „Bands“ am 10. Juli auf Geras Spielwiese eine politische Kundgebung der NPD begleiten. Der Runde Tisch für Demokratie und Menschlichkeit organisiert eine Gegen-Kundgebung, das neu gegründete Aktionsbündnis „Gera gegen Rechts“ hat weitere Gegeninitiativen gestartet. So sollen Gegner des Konzertes mit zivilem Ungehorsam die Konzertbesucher spüren lassen, dass sie nicht willkommen sind. Die Kirchengemeinden aus Gera sind innerhalb des Aktionsbündnisses „Gera gegen Rechts“ und am Runden Tisch Gera aktiv eingebunden.

Informationen zu den Gegenaktionen im Internet: www.gera-nazifrei.com/cms

RÜCKFRAGEN

Michael Kleim, 0365-26843

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