PM 49 | 23.04.2015
Neues Buch über Gründer von Entjudungsinstitut und Retter von Juden

Präsentation in Jena und Eisenach

Am kommenden Dienstag (28. April, 19.30 Uhr) wird in der Buchhandlung Steen in Jena (Fürstengraben 3) das Buch „Lothar Kreyssig und Walter Grundmann“ präsentiert. Die Publikation beleuchtet die Lebenswege zweier kirchenpolitisch bedeutsamer Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Mitteldeutschland: Lothar Kreyssig war aktives Mitglied der Bekennenden Kirche und Walter Grundmann führender „Deutscher Christ“ sowie Mitbegründer des „Entjudungsinstitutes“ in Eisenach. Zur Buchpräsentation in Jena lesen Bischof i.R. Prof. Axel Noack (Martin-Luther- Halle/Wittenberg) und Prof. Karl-Wilhelm Niebuhr (Friedrich-Schiller-Universität Jena), das anschließende Gespräch moderiert Prof. Michael Haspel, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen. Musikalisch umrahmt wird der Abend von Beate und Daniel Oehlwein aus Jena.

Die zweite Buchpräsentation findet am 6. Mai um 19.30 Uhr in der Eisenacher Annenkirche statt. Die Veranstaltung erinnert an das sogenannte „Entjudungsinstitut“, das Walter Grundmann am 6. Mai 1939 mitbegründete und danach leitete. Es lesen Pfarrer Tobias Schüfer und Karl-Wilhelm Niebuhr. „Inzwischen ist die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte des Eisenacher Instituts und der Theologie Grundmanns zwar deutlich voran gekommen, aber eine kirchliche Auseinandersetzung mit dem Wirken Grundmanns und insbesondere auch seiner Rolle nach 1945 steht noch am Anfang“, stellt Akademiedirektor Haspel fest. „So finden sich auch in seinen nach 1945 veröffentlichten Kommentaren antijudaistische Stereotypen, er konnte mit seiner Theologie ganze Generationen von Katechetinnen prägen und hat zudem für die Stasi gearbeitet.“ Die Konsequenzen daraus seien bis heute nicht hinreichend aufgearbeitet, so Haspel weiter.

Der Eintritt zu beiden Buchpräsentationen ist frei. Information und Anmeldung: www.ev-akademie-thueringen.de.

Hintergrund zum Buch:
In vielen öffentlichen und privaten Bibliotheken werden die Werke Walter Grundmanns nach wie vor genutzt. Dabei entwickelte Grundmann während der Zeit des Nationalsozialismus als führender „Deutscher Christ“ eine völkische Theologie, entwarf eine sogenannte „entjudete“ Bibel, missbrauchte Evangelium und Recht. In den Texten des Bandes wird das Leben und Wirken Grundmanns im Zusammenhang mit einem seiner Zeitgenossen beleuchtet, der einen ganz anderen Weg beschritten hat: Lothar Kreyssig. In der Zeit des Nationalsozialismus klagte Kreyssig als Jurist führende Funktionäre des Mordes an, war aktiv in der Bekennenden Kirche und versteckte Juden. Beide gehörten einer Generation an, waren Mitglieder der gleichen Kirche. Sie lasen in der einen Bibel. Nach 1945 wirkten beide prägend: Kreyssig in der Kirchenprovinz Sachsen und Grundmann in der Thüringer Landeskirche. Doch ihre Lebenswege konnten unterschiedlicher kaum sein.

Das Buch ist erhältlich in jeder Buchhandlung. Es ist erschienen in der Reihe scripturae - Schriftenreihe der Evangelischen Akademie Thüringen und geht zurück auf eine Tagung der Evangelischen Akademie Thüringen 2012 in Neudietendorf.
Hans-Joachim Döring / Michael Haspel (Hg.): Lothar Kreyssig und Walter Grundmann. Zwei kirchenpolitische Protagonisten des 20. Jahrhunderts in Mitteldeutschland. Wartburg Verlag, Weimar 2015, ISBN 978-3-86160-262-0, 12,80 EUR

RÜCKFRAGEN

Bei Rückfragen:
Prof. Michael Haspel,
0151-12729765

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