PM 084 | 01.07.2022
Öffentliches Schaugießen zum Jubiläum 300 Jahre Glockenguss

320 Kilo schwere Glocke wird in Apolda entstehen

Die Kirchengemeinde Apolda beteiligt sich an den Feierlichkeiten zum Jubiläum „300 Jahre Glockenguss in Apolda“: Am kommenden Montag (4. Juli) beginnt um 19 Uhr auf dem Melanchthonplatz vor der Lutherkirche der öffentliche Guss einer Glocke, die künftig in Kapellendorf läuten wird. Auch an den weiteren Veranstaltungen der Festwoche wie ein Glockenfest, ein Festkonzert mit dem Handglockenchor Gotha, ein Vortrag des Vereins Friedensglocken und das 6. Weltglockengeläut ist die Kirchengemeinde beteiligt. Das Weltglockengeläut am 9. Juli mit Beiträgen aus aller Welt ist im Livestream zu sehen: http://www.weltglockengelaeut.de/

„Das öffentliche Schau-Gießen soll an den ersten Glockenguss in Apolda vor 300 Jahren erinnern“, sagt Volker Heerdegen, Stellvertretender Vorsitzender des Gemeindekirchenrates. Rudolf Perner aus Passau gieße eine etwa 320 Kilogramm schwere Glocke für die Filialgemeinde des Pfarramtes Apolda in Kapellendorf. „Der Glockengießer bewahrt das Erbe unserer Stadt, indem er die Glockenrippen des letzten Glockengießermeisters aus Apolda übernommen und diese auch aktuell verwendet hat“, berichtet Heerdegen. Das Schaugießen erfordere einen hohen logistischen Aufwand, schon am Samstag werde dafür alles aufgebaut. An den kalkulierten Gesamtkosten von etwa 23.000 Euro beteiligen sich die Stadt Apolda und der Freistaat Thüringen. Außerdem wurden Spenden eingeworben.

Bei allen Veranstaltungen ist die Kirchengemeinde Apolda Kooperationspartner der Stadt. Am 5. Juli wird nach der Stadtrundfahrt eines Mobilen Glockenspiels um 19 Uhr zum Glockenfest mit dem Carillon-Spieler Olaf Sandkuhl und der Gruppe Vespertillo eingeladen. Am 6. Juli steht in der Lutherkirche ein Festkonzert mit dem Handglockenchor Gotha auf dem Programm. Eine Friedensglocken-Pferdetreck-Stadtrundfahrt zum Melanchthonplatz ist am 7. Juli geplant, um 19 Uhr folgt in der Lutherkirche ein Vortrag des Vereins Friedensglocken über das Projekt „Jerusalem 2025“. Zum 6. Weltglockengeläut wird Apolda laut Ankündigung „zum festlichen Treffpunkt von Glockenklängen und Geschichten, Filmen und Musikbeiträgen aus aller Welt“. In der Lutherkirche sind auf einer Leinwand das Bühnengeschehen sowie Live-Einspielungen der internationalen Glockenpartner zu erleben, moderiert von Sängerin Christina Rommel und Weltglockenkurator Micky Remann. Im Industriedenkmal „Alte Glockengießerei“ ist die Ausstellung „Falsche Glocke, Kern und Mantel“ in der Festwoche sowie an den Wochenenden bis 7. August von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Unverständlich ist für Heerdegen der aktuelle öffentliche Vorwurf, dass es bei der Festwoche keine Veranstaltung zu den problematischen Kapiteln der Vergangenheit wie dem Guss von sogenannten Naziglocken gebe und die Verantwortung geleugnet werde. „Die Aufarbeitung finden wir alle sehr wichtig, sie läuft seit langem“, betont er und verweist unter anderem auf das Buch „Kunst, Erz und Klang. Die Werke der Glockengießer Familie Ulrich Schilling vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ aus dem Jahre 1992, indem die Nachfahrin Margarete Schilling sich dem Thema widme, sowie eine Tagung in der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Jahr 2020. Zur Festwoche stehe jetzt das Feiern der langjährigen Glockengießer-Tradition und die Erinnerung an den ersten Glockenguss im Vordergrund.

Die Kirchengemeinde hat am Wochenende noch einen weiteren Anlass zum Feiern: Am Sonntag wird nach vierjähriger Bauzeit die Sauer-Orgel in der Lutherkirche wieder erklingen. Der Festgottesdienst zur Feierlichen Indienststellung beginnt 14 Uhr. Zu hören ist die Messe D-Dur von Antonín Dvořák für Chor, Orgel und Solisten. Um 17 Uhr folgt ein Orgelkonzert mit Prof. Martin Sturm mit Werken unter anderem von Johann Sebastian Bach und Max Reger sowie Improvisationen.

Hintergrund:

1722 wurde der Glockengießer Johann Christoph Rose aus Volkstedt mit dem Guss zweier Glocken für die geplante neue lutherische Stadtkirche in Apolda beauftragt. Der Glockengießer wurde in der Stadt ansässig und errichtete mit einem Zuschuss aus der hiesigen Kir-chenkasse eine feste Gießhütte. Eine der beiden ersten in Apolda gegossenen Glocken läutet bis heute im Turm der Lutherkirche. Das Handwerk des Glockengusses wurde in Apolda bis 1988 betrieben. Geläute aus der Apoldaer Produktion hängen in zahlreichen Sakralbauten auf fünf Kontinenten. Es wurden auch Glocken und Glockenspiele für öffentliche Gebäude gegossen. Im Zeitraum von 300 Jahren wurden etwa 20.000 Bronzeglocken sowie ebenso viele Glocken aus Eisenhartguss gegossen, darunter der 1923 gegossene „Dicke Pitter“ für den Kölner Dom.

Die Termine im Überblick:

Apolda, Jubiläum „300 Jahre Glockenguss in Apolda“
4. Juli (Mo), 19 Uhr, Melanchthonplatz, Öffentlicher Glockenguss der Kapellendorfer Glo-cke
5. Juli (Di), 19 Uhr, Melanchthonplatz, Glockenfest mit Olaf Sandkuhl auf seinem Carillon und der Gruppe Vespertillo
6. Juli (Mi), 19.30 Uhr, Lutherkirche, Konzert des Handglockenchores Gotha
7. Juli (Do), 19 Uhr, Lutherkirche, Multimedialer Vortrag über das Projekt „Jerusalem 2025“ Friedensglocken e.V.
9. Juli (Fr), 19 Uhr, Lutherkirche, 6. Apoldaer Weltglockengeläut

RÜCKFRAGEN

Volker Heerdegen, 0179-7582083


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