PM 066 | 12.05.2022
Ökumenische Friedenskonsultation in Wittenberg

„Nur durch Austausch und Begegnung wird Versöhnung möglich“

Mit einer gemeinsamen Erklärung ist in Lutherstadt Wittenberg die ökumenische Friedenskonsultation der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und ihrer Partnerkirchen zu Ende gegangen. Die Kirchen wollen sich zukünftig unter anderem stärker am interreligiösen Dialog beteiligen und auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene für Gewaltlosigkeit und gegenseitige Verständigung eintreten. „Wir drängen auf den andauernden Dialog mit den Christinnen und Christen in der ganzen Welt, mit Kirchen und Nichtregierungs-Organisationen, auch in verfeindeten Nationen. Nur durch Austausch und Begegnung wird Versöhnung möglich“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Partner-Kirchen aus Belarus, England, Finnland, Indien, Schweden, Polen, der Slowakei, Tansania, den USA sowie der EKM.

„Mit der historischen Verankerung in dem Aufruf ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ der Friedensbewegung in der ehemaligen DDR schauen wir betroffen auf die heutige weltweite und europäische Situation, in der die Frage nach Frieden von einzelnen Akteurinnen und Akteuren unterschiedlich gestellt wird“, sagt Judith Königsdörfer, Referentin für Partnerschaftsarbeit und Ökumenisches Lernen im Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM im Rückblick auf die Tagung. „Wir hörten Perspektiven aus Kirchen und Ländern, die diversen Konfliktfeldern ausgesetzt sind. Die Wahrung einer friedlichen Kommunikation, die Rolle von Kirchen als gesellschaftlichem Akteur und das unverzichtbare Wirken an den Orten, an die wir gestellt sind, wurde deutlich.“

Vom 7. bis 12. Mai trafen sich Vertreterinnen und Vertreter aus den Partnerkirchen der EKM und des Leipziger Missionswerkes (LMW) in Lutherstadt Wittenberg, um über Aspekte des kirchlichen Friedenshandelns nachzudenken und zu diskutieren sowie Perspektiven für weitere Schritte in ihren Kirchen zu eröffnen.

Die Erklärung der ökumenischen Konsultationen im Wortlaut

1. Wir wollen die Impulse aus der gemeinsamen Tagung in unsere liturgische Praxis einfließen lassen. Die Klage der Opfer, die Bitte um Vergebung und das gegenseitige Zusprechen von Gottes Frieden soll in unserer Liturgie mehr Raum einnehmen. Uns ist bewusst, dass Frieden auf Erden ein Gottesgeschenk ist. Wir sehen in dieser erneuerten liturgischen Praxis eine Möglichkeit, die Gemeinde an der Friedensarbeit zu beteiligen. Wir hoffen, dass von den Friedengebeten ein segensreicher Impuls für die Zivilgesellschaft ausgeht.

2. Auf dem Weg zu einer Kirche des gerechten Friedens möchten wir sichere Orte (safe spaces) für die Menschen sein, die Gewalt und Ausgrenzung in Form von Chauvinismus, Rassismus, häuslicher Gewalt, Flucht und Vertreibung erfahren haben.

3. Wir erinnern an die friedensstiftende Bedeutung des interreligiösen und des interkonfessionellen Dialogs. Als Kirchen wollen wir uns stärker an diesem Dialog beteiligen und auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene für Gewaltlosigkeit und gegenseitige Verständigung eintreten.

4. Wir erkennen in der pazifistischen Haltung eine Auslegung der christlichen Friedensbotschaft und müssen gleichzeitig anerkennen, dass in der gegenwärtigen Kriegssituation die Folgen militärischer Intervention und militärischer Nicht-Intervention (Gewaltverzicht) nicht absehbar sind.

5. Wir nehmen die Erkenntnisse der Versöhnungsforschung auf, die Möglichkeiten und Ressourcen zu einer gewaltfreien Konfliktlösung inmitten des Konfliktes zu suchen und mit der Friedensarbeit zu beginnen. Unsere Versöhnungsarbeit soll auf eine erneuerte Beziehung, eine Aufarbeitung der Konfliktsituation (in Gegenwart und Zukunft) und gemeinsames Handeln zielen.

6. Wir drängen auf den andauernden Dialog mit den Christinnen und Christen in der ganzen Welt, mit Kirchen und Nichtregierungs-Organisationen, auch in verfeindeten Nationen.

Nur durch Austausch und Begegnung wird Versöhnung möglich. Mögen unsere Kirchen Gemeinschaften sein, die sich immer wieder am Frieden ausrichten.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

RÜCKFRAGEN

Dr. Judith Königsdörfer, 0162-2048558


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